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Expertin fordert mehr Aufklärung über vorgeburtliche Bluttests auf Trisomien

Die Geschäftsführerin des deutschen Down-Syndrom-Infocenters sieht kostenlose Pränatal-Tests auf Trisomien kritisch. Sie wünscht sich von Ärzten eine umfassendere Aufklärung.

Bei Menschen mit Trisomie 21 (Down-Syndrom) liegt das Chromosom 21 dreifach vor
Bei Menschen mit Trisomie 21 (Down-Syndrom) liegt das Chromosom 21 dreifach vorImago / Westend61

Die Geschäftsführerin des deutschen Down-Syndrom-Infocenters, Elzbieta Szczebak, hat mehr Aufklärung über vorgeburtliche Bluttests auf Trisomien gefordert. Nach ihrer Erfahrung werde der Test in der Praxis inzwischen einfach angeboten als “kostenlos, machen wir doch”, sagte Szczebak der Braunschweiger Zeitung.

“Meiner Meinung nach führen die Pränatal-Tests, wenn sie massenhaft und gedankenlos durchgeführt werden, zu einer versteckten Eugenik von unten”, kritisierte sie. Die Tests werden seit einem Jahr durch die Krankenkassen finanziert.

Ärzte müssten Patientinnen richtig begleiten und aufklären

Tatsächlich übernähmen die gesetzlichen Krankenkassen den Test nur, wenn die Ärzte und Patienten gemeinsam zu dem Ergebnis kämen, dass er Sinn mache, betonte Szczebak. “Damit ist aber eigentlich eine umfassende Aufklärung über die Vor- und Nachteile, die Genauigkeit des Tests und die Konsequenzen gemeint.” Ärzte müssten ihre Patientinnen richtig begleiten und aufklären und sich auch auf die Vermittlung einer Diagnose vorbereiten.

Sie wolle keinem die Möglichkeit verwehren zu testen, sagte die Geschäftsführerin. Wenn jede mögliche Vorerkrankung getestet werde, führe das aber im Extremfall zu Euthanasie-Gedanken und zur Frage, welches Leben überhaupt lebenswert sei: “Menschen lernen nicht aus der Geschichte.”