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Suizidprävention: Expertin fordert Gesetz

Viele Menschen mit Todeswunsch könnten vor einer Selbsttötung bewahrt werden, so die Gesellschaft für Suizidprävention. Sie hat konkrete Vorschläge, etwa für Bauvorgaben.

In Deutschland sterben mehr Menschen durch Suizide als durch Verkehrsunfälle
In Deutschland sterben mehr Menschen durch Suizide als durch VerkehrsunfälleImago / Action Pictures

Mit Blick auf jährlich bundesweit rund 10.000 Selbsttötungen fordert die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention die Einrichtung eines deutschlandweiten Notfalltelefons. Dafür brauche es eine entsprechende Initiative des Bundes, um suizidalen Menschen zu helfen, sagte die Vorsitzende Ute Lewitzka in Frankfurt vor Journalisten. Zudem bedürfe es einer besseren Finanzierung von vorbeugenden Angeboten für gefährdete Personen und Angehörige. Gerade auch Hinterbliebene trügen ein erhöhtes Suizidrisiko, betonte die Wissenschaftlerin.

Erste Professur für Suizidologie

Lewitzka ist Deutschlands erste Professorin für Suizidologie sowie Suizidprävention und lehrt an der Universität in Frankfurt. Sie äußerte sich zum Welttag der Suizidprävention. Menschen mit Todeswunsch wollten oftmals nicht sterben, sondern so nicht mehr so weiterleben, wie es für sie Alltag sei, sagte die Expertin. Daher gelte es, den Zugang zu Suizidmethoden einzuschränken, um diesen Menschen Möglichkeiten zur Selbsttötung zu nehmen.

Vergiftungen ließen sich etwa durch kleinere Medizinpackungen erschweren, Suizide auf Bahngleisen oder Stürze in die Tiefe durch geänderte Bauvorgaben: “Bei jeder Autobahnbrücke oder jedem öffentlichen Gebäude lässt sich das Risiko beim Bau direkt mitplanen”, verdeutlichte Lewitzka. “Der Staat hat hier eine Schutzpflicht.”

Mehr Aufklärung im Schulunterricht

Auch in den Schulen müsse das Thema einer guten Lebensführung gegenüber der Vermittlung von Fachwissen mehr Beachtung finden. Dies könnte unter anderem Eingang in ein Bundesgesetz zur Suizidprävention finden. Dieses Vorhaben sei durch den Bruch der Ampel-Regierung trotz Vorbereitung nicht mehr umgesetzt worden, so die Vorsitzende der Gesellschaft für Suizidprävention.

Sie äußerte sich im Rahmen der Vorstellung des Podcasts “Lebensmüde?! Gespräche über Suizid und Todeswünsche”. Am Welttag der Suizidprävention wird dieser veröffentlicht.