Israels Sicherheit ist deutsche Staatsräson. Hierzulande ist das bekannt und wird selten offen angezweifelt. Seit dem Ausbruch des Krieges zeigt sich aber: In der islamischen Welt gibt es dafür weniger Verständnis.
Die Unterstützung Israels im Kampf gegen die Hamas hat Deutschland aus Expertensicht viel Einfluss in der muslimischen Welt gekostet. Für deutsche Stiftungen etwa sei die Arbeit im Nahen Osten und Nordafrika seit dem Ausbruch des Gaza-Kriegs im Oktober deutlich schwerer geworden, sagte der Vorsitzende der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), Martin Schulz, dem “Spiegel” (Samstag). “Nicht nur wir als Stiftungen, die deutsche Diplomatie insgesamt steht unter Druck.”
Die diplomatische Zurückhaltung Deutschlands bedürfe zunehmend einer Erklärung, “weil die Erinnerung an die deutschen Verbrechen aus der Nazizeit verblasst – und mit ihr das Verständnis für die Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel”, so Schulz. Das ändere nichts an der deutschen Verpflichtung gegenüber Israel. “Aber in der arabischen Welt und nicht nur dort wird von uns erwartet, dass wir zum internationalen Völkerrecht stehen”, betonte der ehemalige EU-Parlamentspräsident.
Ähnlich äußerte sich auch der Staatssekretär im Entwicklungsministerium, Niels Annen (SPD), gegenüber dem Magazin. “Zurzeit registrieren wir vor allem bei unseren zivilgesellschaftlichen Partnern in der Region eine große Enttäuschung über unsere als einseitig wahrgenommene Position.”