Digitalexperten fordern von den Parteien in Baden-Württemberg ein gemeinsames Regelwerk für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im bevorstehenden Landtagswahlkampf. Bei einer am Sonntag zu Ende gegangenen Fachtagung der Evangelischen Akademie Bad Boll warnten sie laut Mitteilung vor Manipulation und Desinformation durch gefälschte Bilder, Videos und Töne, sogenannte Deepfakes.
Deepfakes seien eine Gefahr für den demokratischen Prozess, sagte die Ethik-Forscherin Maria Pawelec von der Universität Tübingen. „Sie bergen Gefahren der Manipulation und Desinformation, besonders bei Wahlen.“ KI biete andererseits Chancen, etwa für verständlichere Wahlbotschaften. Solche Inhalte müssten aber klar gekennzeichnet sein.
Nach Ansicht der Fachleute sollen sich die Parteien freiwillig zu einem fairen und transparenten Umgang mit KI verpflichten. Ein solches Abkommen sei notwendig, da die gesetzlichen Transparenzpflichten der Europäischen Union für Deepfakes erst nach der Wahl in Kraft treten. Als Vorbild könne eine ähnliche Vereinbarung der Bundesparteien bei der vergangenen Bundestagswahl dienen.
Der Kommunikationsexperte David Fischer, Ex-Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, warf den Landesparteien vor, bei dem Thema einen „blinden Fleck“ zu haben. Weltweit setzten Akteure KI zur Desinformation ein. Die Bundesparteien hätten bewiesen, dass eine freiwillige Selbstverpflichtung funktioniere. „Entweder die Parteien schaffen Regeln – auch für ihre Anhänger, die in anonymen Accounts die Social-Media-Kanäle befeuern – oder sie machen sich mitschuldig am zunehmenden Vertrauensverlust“, so Fischer. (2629/19.10.2025)