Wer sich gegen Israel stellt, tut das mittlerweile offener und organisierter als vor dem 7. Oktober, sagt Extremismusforscher Ahmad Mansour. Verschiebungen stellt er auch in der Sozialarbeit fest.
Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober zeigen sich nach Worten des Extremismusforschers Ahmad Mansour Emotionen auf einer neuen Ebene. “Dieses Mal, und das ist der Unterschied zu allen anderen Eskalationen, organisieren sich nicht nur Palästinenser selbst, sondern auch Anhänger der postkolonialen Studies und sogenannte Antirassisten, die das Ganze deutlich professioneller machen”, sagte Mansour im Interview der “Jüdischen Allgemeinen” (Freitag).
Es sei darüber hinaus so, “dass die Hamas gerade erfolgreich mit anderen Akteuren des politischen Islam die größte Kampagne der Menschheitsgeschichte in den sozialen Medien betreibt”. Das Ergebnis seien eine Diskursverschiebung, Emotionalität und die Mobilisierung auf der Straße.
In Sozialarbeit und Pädagogik hätten viele Menschen mittlerweile mehr Sympathien für die Hamas als für Israel, sagte Mansour. “Dass die Leute dann aber auch ohne Hemmungen ihren Hass offen in die sozialen Medien tragen, ist für mich eine massive Grenzüberschreitung.”
In seiner Arbeit stelle er auch fest, dass manche Menschen nach dem 7. Oktober “ihr wahres Gesicht” gezeigt hätten: “Menschen, die vorher immer von Toleranz, Anti-Radikalisierung und Antisemitismusprävention gesprochen haben, die nun plötzlich nicht mehr zur Zusammenarbeit bereit sind und auch kein Problem damit haben, islamistische Propaganda zu verteilen”, erklärte der Psychologe.