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Experte: Kokain in der Mitte der Gesellschaft angekommen

Viel Leistungsdruck im Beruf und Privatleben: Das ist eine mögliche Erklärung, warum junge Männer Kokain konsumieren. Sie müssen zunehmend medizinisch behandelt werden.

Nach dem Konsum von Kokain müssen zunehmend Menschen ärztlich behandelt werden. Im Jahr 2023 waren es in Deutschland 65.000 Personen und somit mehr als dreimal so viele wie vor zehn Jahren. Das ist das Ergebnis einer unveröffentlichten Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung, die der Zeitung “Bild” (Freitag) vorliegt.

Besonders stark betroffen seien demnach Männer zwischen 20 und 39 Jahren. 2023 machten sie 29.700 der Fälle aus. Kokain habe einen stimulierenden und aufputschenden Effekt und werde häufig als Leistungsdroge bezeichnet, so die leitende Medizinerin Ursula Marschall. “Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen. Sei es im Beruf oder im Privatleben.”

Einen Anstieg des Kokainkonsums beobachtet auch die Bundesregierung, sagte der Beauftragte für Sucht und Drogenfragen, Burkhard Blienert (SPD), der Zeitung. Scheinbar sei die Droge in der Mitte der Gesellschaft angekommen. “Kokain ist kein strahlend weißes Lifestyle-Produkt, es ist eine hochgefährliche und unglaublich schmutzige Droge”, so Blienert.