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Ex-Ministerpräsidentin von Bangladesch zum Tode verurteilt

Es war ein blutiger Sommer in Bangladesch: Im Juli und August 2025 starben bei Protesten mehr als 1.400 Menschen. Jetzt hat ein Gericht Todesurteile verhängt – auch gegen die ehemalige Regierungschefin Sheikh Hasina.

Ein Sondergericht in Bangladesch hat die ehemalige Ministerpräsidentin Sheikh Hasina wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt. Grund dafür war ihre Rolle bei der Niederschlagung der Studentenproteste im Juli und August 2024, bei denen die Polizei mehr als 1.400 Menschen getötet hat. Die 78-Jährige war bei der Urteilsverkündung in der Hauptstadt Dhaka abwesend und nannte den Richterspruch anschließend “politisch motiviert”. Die Richter seien von einer nicht gewählten Regierung ohne demokratisches Mandat eingesetzt worden.

Ebenfalls in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde der frühere Innenminister Asaduzzaman Khan Kamal. Er und Hasina waren nach dem Sturz der Regierung im August 2024 nach Indien geflohen.

Gegen das Urteil kann beim Obersten Gerichtshof Berufung eingelegt werden. Der Richterspruch erfolgte wenige Monate vor den für Februar 2026 geplanten Parlamentswahlen. Hasinas Partei Awami Liga ist von dieser ausgeschlossen.

In einer ersten Reaktion sagte Thomas Kean von der Denkfabrik Crisis Group, in Bangladesch werde die Verurteilung von Hasina weithin begrüßt. In dem Land bestünden kaum Zweifel an ihrer Verantwortung für die Gräueltaten gegen Demonstranten im Juli und August 2024. Dennoch habe es auch Kritik gegeben. “Prozesse in Abwesenheit sind oft Anlass für Kontroversen.” In diesem Fall werfen die Eile, in der die Anhörungen durchgeführt wurden, und mangelnde Ressourcen der Verteidigung Fragen der Fairness auf, wie Kean sagte. Das Verhalten Hasinas, der Führung ihrer Partei sowie von Teilen der Sicherheitskräfte dürfe damit aber nicht verharmlost werden.

Auslöser der Studentenproteste war ein Quotensystem bei der Vergabe von Beamtenjobs. Durch das gewaltsame Vorgehen gegen die Demonstranten entwickelte sich ein Volksaufstand. Am 5. August 2024 wurde die Regierung gestürzt, und die Ministerpräsidentin floh nach Indien. Die Übergangsregierung leitete Friedensnobelpreisträger Mohammed Yunus.

Ein im Februar 2025 veröffentlichter Untersuchungsbericht der UN-Menschenrechtskommission spricht von systematischen, schweren Menschenrechtsverletzungen. “Die brutale Reaktion war eine kalkulierte und gut koordinierte Strategie der ehemaligen Regierung, um angesichts der Massenopposition an der Macht zu bleiben”, sagte der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk.