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Ex-Kultursenator Chialo: Bei ESC-Ausladung Israels selbst wegbleiben

Er halte es für falsch, einen solchen Streit auf dem Rücken von Künstlern auszutragen, meint der Musikmanager und Ex-Kultursenator Chialo zu einem möglichen ESC-Ausschluss Israels. Deutschland nimmt er in die Pflicht.

Der frühere Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) fordert, bei einem ESC-Ausschluss Israels müsse auch Deutschland wegbleiben. “Nicht nur wegen unserer Vergangenheit, sondern auch wegen der gemeinsamen Zukunft, die wir seit 1945 gestalten”, sagte der Musikmanager in einem “Spiegel”-Interview (Montag). “Der Moment einer Ausladung wäre genau der Zeitpunkt, Solidarität zu bekennen und Flagge zu zeigen”, so Chialo.

Weiter sagte Chialo, der dem CDU-Bundesvorstand angehört: “Ich halte es für falsch, einen solchen Streit auf dem Rücken der Künstlerinnen und Künstler auszutragen.” Die unzähligen Opfer des Gaza-Krieges dürfe niemand verharmlosen – “aber eine Ausladung Israels wäre reine Symbolpolitik und falsch”; sie ginge auch “an jenen im Land vorbei, die selbst Kritik an der Regierung üben”. Die Europäische Rundfunkunion lässt im November über die Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest abstimmen.

Auf die Bemerkung, die Musikwelt wolle sich vielleicht lieber mit Gaza solidarisch zeigen, sagte Chialo, der Gaza-Krieg sei eine Reaktion auf den Angriff der Hamas, bei dem die höchste Zahl jüdischer Opfer seit dem Zweiten Weltkrieg zu beklagen gewesen sei. Auch in Israel sei am 7. Oktober 2023 ein Musikfestival, das Nova Festival, Opfer der Hamas-Angriffe geworden; ein Event, das auch in Berlin hätte stattfinden können, so Chialo. Viele Gäste dort seien vermutlich selbst propalästinensisch eingestellt gewesen – “und trotzdem traf sie das Massaker”.

Joe Chialo (55) war von April 2023 bis Mai 2025 Kultursenator in Berlin. Der Sohn einer tansanischen Diplomatenfamilie verbrachte prägende Jahre in katholischen Internaten in Deutschland, bei den Salesianern Don Boscos in Hessen und Köln. Vor seiner Zeit als Senator war er Manager in der Musikindustrie, in die er auch danach zurückkehrte.