Die Evangelische Jugend der Pfalz ruft dazu auf, die Potenziale der jüngeren Generation für die Zukunft der Kirche besser zu nutzen. Dazu sei ein „Perspektivwechsel“ nötig, der jungen Menschen mit ihren Begabungen, Sichtweisen und Wünschen eine echte Mitwirkung ermögliche, sagten Vertreter des Evangelischen Jugendverbandes in Kaiserslautern in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bei einem Schwerpunkttag am 7. Juni in der Bad Dürkheimer protestantischen Jugendbildungsstätte Martin-Butzer-Haus beschäftigt sich die Frühjahrssynode der Pfälzer Kirche mit dem Thema Jugend.
„Die Kirche muss den Jugendlichen zuhören, ihre Lebenswirklichkeit in den Blick nehmen“, sagte Lucas Schwarz (26) aus Otterbach. Wichtig sei es, durch eine gute Jugendarbeit, etwa Freizeiten und Gruppenstunden, Kindern und Jugendlichen einen Weg in die Kirche aufzuzeigen, ergänzte Lisa-Sophie Hoffmann (23) aus Kaiserslautern. Viele junge Menschen kehrten der Kirche den Rücken, auch aufgrund des Missbrauchsskandals. Immer mehr hätten zur Kirche überhaupt keine Berührungspunkte mehr, berichteten die beiden Mitglieder des Sprecherkreises.
Seit dem letzten Schwerpunkttag der Pfälzer Synode zum Thema Jugend im Jahr 2013 habe sich mit Blick auf die Kinder- und Jugendarbeit in der Landeskirche kaum etwas bewegt, kritisierte Schwarz: „Die Kirche ist nicht jugendfreundlich.“ Die Leitungsgremien auf allen Ebenen ließen junge Menschen das kirchliche Leben „nicht ernsthaft mitgestalten“.
Die Kirche müsse ihre Vorstellungen von Kirchesein und damit ihre gewachsenen Strukturen grundlegend überdenken und reformieren, appellierte Landesjugendpfarrer Florian Geith. Die Frage der Zukunft sei: „Was brauchen junge Menschen von Kirche, wie kann man sie ansprechen – ohne sie in ihre Strukturen zu pressen?“ Dazu benötigten diese freie Räume, in denen sie andere junge Menschen treffen und auch den christlichen Glauben leben und kennenlernen könnten.
Bei der kirchlichen Jugendarbeit müsse es in erster Linie um das Wohl von Kindern und Jugendlichen und nicht um die „Nachwuchsgewinnung“ gehen, betonte der Landesjugendpfarrer. Er rief die Landeskirche dazu auf, trotz des Spardrucks die Kinder- und Jugendarbeit in der Fläche sowie das Landesjugendpfarramt in Kaiserslautern als wichtige Koordinierungsstelle zu erhalten.
Über Soziale Medien, möglicherweise auch Tik Tok, wolle die Evangelische Jugend der Pfalz junge Menschen besser erreichen, ergänzte Pressesprecherin Jutta Deutschel. Der Jugendverband erreicht nach eigenen Angaben jährlich rund 28.600 Kinder und Jugendliche in vom Land Rheinland-Pfalz geförderten Maßnahmen. Hinzu kämen Krabbelgruppen, Kinder- und Jugendchöre, wöchentliche Kindergruppen, Kinder- und Jugendgottesdienste.