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Evangelische Buchhandlungen in MV schließen

Die beiden traditionsreichsten evangelischen Buchhandlungen machen dicht: Rostock und Greifswald. Rettung wird gesucht für eine Institution für viele, die christliche Literatur und Beratung schätzen.

Das Team der Evangelischen Buchhandlung in Rostock vor dem Geschäft in der Langen Straße: (v.r.) Regina Blischke, Elisabeth Franck und Claudia Geigle
Das Team der Evangelischen Buchhandlung in Rostock vor dem Geschäft in der Langen Straße: (v.r.) Regina Blischke, Elisabeth Franck und Claudia GeigleEv. Buchhandlung Rostock

„Das gibt’s doch nicht!“, „Geht denn so was?“– eine Welle der Empörung rauscht durch die Bücherfreundewelt der Kirchenkreise Mecklenburg und Pommern, und sie schwappt bis in die Zeitungsredaktion: „Wir sind tief betroffen!“, sagen uns Lesende. Zwei evangelische Buchhandlungen schließen: nach 66 Jahren die Greifswalder Dombuchhandlung im grünberankten Altbau, nach 117 Jahren die Evangelische Buchhandlung Rostock im modernen Style: die älteste Buchhandlung der Hansestadt.

Dass es um die finanzielle Situation der tradierten Häuser schlecht steht, war den Mitarbeitenden bekannt. Nach Corona sanken die Verkaufszahlen, in Greifswald mehr als in Rostock. „Dass es nun so schnell geht, damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Elisabeth Franck, Filialleiterin in Rostock. „Wir waren doch dabei, Dinge zu verändern und uns auf moderne Zeiten einzustellen.“ Geschenke im Sortiment. Die Dombuchhandlung auf Instagram. „Wir probieren alles aus“, so die Frauen. „Mit Engagement und Leidenschaft haben wir unser Herz in die Menschen und diese wertvolle Arbeit investiert.“

Doch am 27. / 31. Juli schließen beide Türen. Aus wirtschaftlichen Gründen ziehen sich die Gesellschafter aus der GmbH zurück, heißt es: das CVJM Ostwerk e.V. Berlin und die ALPHA-Buchhandlung GmbH Gießen. Erst im September hatte die studierte Theologin und Lehrerin Elisabeth Franck die Rostocker Filiale übernommen. Dennoch klingt sie alles andere als verzweifelt. „Ich habe Vertrauen, dass Gott einen Plan hat!“, sagt sie. Nur noch zwei kleine Buchhandlungen gebe es sonst in MV, in Stralsund und Schwerin. „Wir wollen dieses kulturelle Erbe doch erhalten und christliche Literatur in Mecklenburg-Vorpommern anbieten!“ Aufgeben ist keine Option. „Wir wollen weitermachen!“

Spendenaufruf für Evangelische Buchhandlungen läuft

Einen Spendenaufruf haben die Kolleginnen nun an Bischof, Pröpste und viele Kirchengemeinden gestartet: Sie brauchen ein Startkapital: „Und wir müssen die Erstausstattung unserer Ware finanzieren.“ Die Ideenschmiede läuft, es klingt mehr nach Aufbruch als nach Ende. „Wir bekommen so viele ermutigende Kundenreaktionen“, beschreibt Regina Blischke aus Rostock, „das ist tröstend.“

Und auch die Domgemeinde Greifswald möchte diesen kirchlichen Standort erhalten: „Sei es als Buch-Café oder Dom-Shop“, so Dompastor Tilman Beyrich im Gemeindebrief. „Dafür suchen wir jemanden, der oder die unternehmerisch tätig werden möchte!“