Europa im Jahr 2024: Rechtsexteme Parteien haben sich dauerhaft in der politischen Landschaft festgesetzt. In vielen europäischen Ländern feiern sie Wahlerfolge oder stellen sogar die Regierung. Der Dokumentarfilm „White Power: Europas Rechtsextreme“ macht sich an eine Bestandaufnahme.
Migranten stehen bei rechtsextremen Parteien auf Platz eins der inneren Feinde. Die Gewalt hat in den letzten zwei Jahren zugenommen. Die Grenzen des Sagbaren werden immer weiter verschoben. Das sind Thesen des Films. Ein Schlagwort der rechtsextremen Bewegung ist „White Power“. Es bedeutet die Herrschaft der weißen Rasse und wendet sich vehement gegen jede „Vermischung der Rassen“. Wie weit lässt sich der Ursprung der White-Power-Bewegung zurückverfolgen?
Die Wurzeln reichen ins 19. Jahrhundert. Antisemitismus entsteht und die Idee einer zur Weltherrschaft bestimmten arischen Rasse. Der Ku-Klux-Klan in den USA ist die erste faschistische Bewegung der Geschichte. Und in den 1960er Jahren entwickelt sich der Begriff „White Power“ als Gegensatz zu den Black-Power-Protesten um die Bürgerrechtler Martin Luther King und Malcom X.
Ku-Klux-Klan-Ideologien auch in Europa
Zwei Generationen später hat die White-Power-Bewegung auch Europa geprägt. Der Film schaut besonders auf die Lage in Deutschland, Belgien und Frankreich. Alle drei Ländern verzeichnen steigende politische Erfolge von rechtsextremen Parteien.
Gemeinsam ist ihnen das Feindbild der Migranten und sie beschwören einen „Großen Austausch“ herauf, der angeblich das Ziel hat, die „weiße“ Bevölkerung durch Migranten auszutauschen die sich zudem mit ihnen zu vermischen. Darum haben sie das politische Ziel der „Remigration“ ausgerufen. Mit falschen Zahlen und Verschwörungstheorien wird erfolgreich Angst geschürt.
Die Stärke des Films von Regisseur Christophe Cotteret liegt darin, dass er alle Seiten zu Wort kommen lässt. Die Gegner von Rechtsextremismus und Faschismus können ebenso wie Rechtsextreme ihre Meinungen und Erfahrungen darlegen. Vor allem im Kontext wird die Gefahr sichtbar, die von demokratiefeindlichen Kräften ausgeht. Ihre scheinbare Normalität, mit der sie ihre teils kruden Thesen zur Schau stellen, erschreckt und macht die Bedrohung umso greifbarer.
Doch auch Aussteiger aus der gewaltbereiten Rechtsextremismusszene kommen zu Wort. Gerade sie machen Hoffnung, dass der gewählte Weg umkehrbar ist.
Die Wurzeln rechter Strukturen reichen Jahrzehnte zurück
Wirklich beängstigend ist, dass die Wurzeln für die aktuelle Lage in Europa schon Jahrzehnte zurückliegen. Scheinbar unbemerkt konnten Strukturen geschaffen werden, die zu der Erstarkung der rechtsextremen Kräfte in ganz Europa führen.
Am Ende des Films steht die Frage: „Wie viele würden ihnen entgegentreten, würden die Rechtsextremen ihre europaweite Remigration umsetzten?“ Denn, und das wird unumstritten klar: Europa steht an einem Scheideweg.