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EU verschärft Regeln für sicheres Kinderspielzeug

Smarte Puppen, Online-Schnäppchen, aber auch versteckte Risiken: Die EU verschärft ihre Spielzeugregeln grundlegend. Ein digitaler Produktpass, neue Stoffverbote und strengere Kontrollen sollen Kinder besser schützen.

In der Vorweihnachtszeit wird schnell und viel eingekauft, doch nicht jedes Spielzeug hält, was es verspricht. Gerade smarte Puppen, vernetztes Zubehör oder günstige Online-Schnäppchen können versteckte Risiken bergen. Das Europäische Parlament hat am Dienstag die neue EU-Spielzeugsicherheitsverordnung endgültig verabschiedet. Was sich jetzt ändert, warum das wichtig ist und worauf Eltern beim Kauf achten sollten – das sind die wichtigsten Punkte der neuen Regeln:

Reform nach 16 Jahren: Die neue EU-Spielzeugsicherheitsverordnung ersetzt die bisherige Richtlinie von 2009 und setzt europaweit einheitliche Standards durch. Mit der Reform reagiert die EU auf die zunehmende Digitalisierung von Spielzeug, den wachsenden Online-Handel und neue Erkenntnisse zu gesundheitsschädlichen Chemikalien. Nach einer Übergangszeit von viereinhalb Jahren tritt die Verordnung Mitte 2030 vollständig in Kraft.

Hintergrund und politische Einordnung: Marion Walsmann, CDU-Abgeordnete und Mitglied des Europäischen Parlaments für Deutschland, leitete im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz die Verhandlungen mit dem Rat. Sie betonte, dass die EU zwar “die sichersten Spielzeuge der Welt” habe, aber dennoch ein erheblicher Anteil der als gefährlich eingestuften Produkte auf Spielwaren entfalle. Die neuen Regeln zielten daher darauf ab, Risiken zu verringern und den Verbraucherschutz zu stärken.

Strengere Sicherheitsanforderungen und neue Stoffverbote: Die Verordnung verschärft die Sicherheitsanforderungen und schreibt umfassendere Bewertungen möglicher Gefahren vor. Dazu zählen chemische, physische, mechanische und elektrische Risiken. Zahlreiche problematische Stoffe werden künftig verboten oder stark eingeschränkt, darunter sogenannte endokrine Disruptoren – auch bekannt als Umwelthormone -, bestimmte Hautallergene, Biozidprodukte sowie per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS). Die Regelungen sind mit der EU-Chemikalienstrategie abgestimmt, um besonders schädliche Substanzen konsequent aus Kinderprodukten zu entfernen.

Digitaler Produktpass als Kernstück der Reform: Ein zentraler Bestandteil ist der digitale Produktpass, der über einen QR-Code auf dem Spielzeug oder der Verpackung abrufbar sein wird. Er bündelt wesentliche Sicherheitsinformationen, etwa zur Zusammensetzung, zu Warnhinweisen und zu Herstellern, und erleichtert so Kontrollen durch Zoll- und Marktüberwachungsbehörden. Unterschiedliche Zugangsrechte sorgen dafür, dass Verbraucherinnen und Verbraucher die wichtigsten Informationen erhalten, während Behörden vertiefte Daten abrufen können.

Mehr Kontrolle im Online-Handel und verstärktes “Mystery Shopping”: Auch die Durchsetzung der Regeln wird verschärft. Online-Marktplätze müssen sicherstellen, dass nur konforme Produkte angeboten und dass fehlerhafte oder nicht überprüfbare Waren unverzüglich entfernt werden. Die Marktüberwachung der Mitgliedstaaten erhält weitergehende Befugnisse. Dazu zählt auch der Einsatz von “Mystery Shopping”, bei dem Behörden verdeckt Produkte erwerben, um deren Sicherheit zu prüfen. Walsmann verwies darauf, dass diese Kontrollen künftig strukturierter und häufiger stattfinden sollen, um Lücken im Online-Handel zu schließen.

Neue Vorgaben für digital vernetztes Spielzeug: Die Reform umfasst zudem neue Anforderungen an Spielzeuge, die mit dem Internet oder mobilen Endgeräten interagieren. In Zukunft müssen diese Produkte auch auf mögliche Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Kindern geprüft werden. Funktionen zur biometrischen Erkennung dürfen nur verwendet werden, wenn hohe Sicherheitsstandards eingehalten werden.

Einheitliche Regeln ab 2030: Mit der neuen Verordnung führt die EU einheitliche Vorgaben ein, verschärft die Marktüberwachung und erhöht die Transparenz für Verbraucher. Ab 2030 gelten die Regeln vollständig und sollen europaweit für mehr Sicherheit im Kinderzimmer sorgen.