Eine Mehrheit im EU-Parlament hat sich dafür ausgesprochen, die Vorschriften für den Einsatz neuer Gentechnik in der Landwirtschaft zu lockern. „Die neuen Züchtungsmethoden ermöglichen resistentere Pflanzen und einen geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln“, begrüßte der EU-Abgeordnete Jan-Christoph Oetjen (FDP) die Abstimmung am Mittwoch in Straßburg. 307 Abgeordnete stimmten dafür, 263 dagegen. SPD und Grüne kritisieren den Vorstoß, weil damit künftig einige gentechnisch veränderte Lebensmittel ohne Kennzeichnung verkauft werden sollen.
Aktuell gelten für die alte und die neue Gentechnik dieselben Vorschriften. Das will die EU mit dem Gesetzesvorschlag ändern. Ein Beispiel für die neue Gentechnik ist vom Namen her recht bekannt: die Gen-Schere Crispr/Cas. Ihre Entdeckerinnen erhielten 2020 den Nobelpreis für Chemie. Das auch als Geneditierung bekannte Verfahren unterscheidet sich von der klassischen Gentechnik dadurch, dass die Forscherinnen hier keine fremden Gene in die Pflanze einschleusen, sondern präzise Eingriffe an der DNA vornehmen.
Kritiker bemängeln an dem Gesetzesvorstoß vor allem die fehlende Kennzeichnungspflicht. Verbraucher hätten ein Recht darauf zu wissen, was bei ihnen auf den Teller kommt, kritisierte die EU-Abgeordnete Katrin Langensiepen (Grüne). Der Vorschlag genetisch modifizierte Pflanzen völlig ungekennzeichnet zu machen, lasse Verbraucher im Dunkeln. Kritiker warnen auch vor den potenziellen Gefahren für die ökologische Landwirtschaft, weil sich gentechnisch veränderte Pflanzen und deren Saatgut verbreiten könnten.
Mit der Abstimmung im Parlament können die abschließenden Verhandlungen zwischen EU-Parlament, EU-Staaten und Kommission über das Gesetz beginnen. Es ist unwahrscheinlich, dass dieses noch vor der Europawahl im Juni verabschiedet wird.