Bibelzitate als Waffe: Nach dem Outing eines katholischen Priesters als homosexuell hagelt es Drohungen in den Sozialen Medien. Doch der Geistliche bekommt Rückendeckung vom Bistum Essen.
Der Verwaltungschef des katholischen Bistums Essen hat einen Bochumer Priester nach dessen Outing gegen queerfeindliche Angriffe in Sozialen Medien in Schutz genommen. “Mit Jens Watteroth hat ein Priester unseres Bistums viel Mut bewiesen, als er sich zu seiner Homosexualität bekannte”, schrieb Generalvikar Klaus Pfeffer am Montagabend auf Facebook. Es sei wichtig, “laut und deutlich zu widersprechen, wenn Gott oder die Bibel benutzt und missbraucht werden, um Hass gegen queere Menschen zu schüren und ihre persönliche Würde mit Füßen zu treten”.
Das Bistum hatte am Montagmorgen auf seinen Social-Media-Kanälen ein Foto Watteroths veröffentlicht und erklärt: “Jens hat nach seinem Outing viel Unterstützung bekommen, fühlt sich frei damit, in seiner Pfarrei offen über seine Homosexualität sprechen zu können. Aber noch immer erlebt er auch Unverständnis, fordert noch mehr Toleranz und Selbstverständlichkeit.” Allein auf Facebook wurde der Beitrag mehr als 300 Mal kommentiert. Dabei tauchte unter anderem der Vorwurf auf, das Bistum sei “nicht mehr katholisch”; zudem wurden Drohungen unter Berufung auf Texte aus dem Alten Testament geäußert.
Pfeffer erinnerte daran, dass sich in den vergangenen Jahren bereits mehrere kirchliche Mitarbeitende offen zu ihrer sexuellen Orientierung bekannt hätten und damit andere ermutigt hätten, diese nicht länger zu verbergen. Die teils drastischen Reaktionen auf Watteroths Statement seien “einfach nur unfassbar”, so der Generalvikar. Die Debatte zeige, wie überfällig eine Erneuerung der römisch-katholischen Sexualmoral sei. Betroffenen sprach er seine Solidarität aus. “Gott sei Dank finden sich in den Kommentarspalten auch viele andere, wohlwollende und unterstützende Stimmen.”
Das Bistum stellte zudem klar: “Wir dulden keine Kommentare, die andere Menschen beleidigen, verleumden, rassistisch, sexistisch oder auf andere Weise diskriminierend und ehrverletzend sind, zu Gewalt aufrufen oder diese verherrlichen.” Strafrechtlich relevante Beiträge würden zur Anzeige gebracht.
Die katholische Kirche lehnt homosexuelle Handlungen nach offizieller Lehre ab. Sie erkennt aber die sexuelle Identität homosexueller Menschen an und fordert, sie nicht zu diskriminieren. In vielen deutschen Bistümern wird seit Jahren darüber diskutiert, die kirchliche Sexualmoral zu erneuern und queere Mitarbeiter stärker zu schützen.