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Erzbischof Burger sieht Verschiebung von Wertfundamenten

Rechtspopulismus, assistierter Suizid, Debatte über Abtreibung: Der Freiburger Erzbischof sieht Verschiebungen innerhalb der Gesellschaft. Er blickt zugleich kritisch auf Skandale in der Kirche.

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sieht eine Verschiebung der Wertfundamente der Gesellschaft. In einem Gottesdienst am Sonntag kritisierte er rechtspopulistische, rassistische und völkisch-nationale Tendenzen im gesellschaftlichen Diskurs. “Wenn Ethnien und Hautfarbe in den Köpfen mancher verstärkt darüber entscheiden, wer gut oder böse ist, dann läuft nach unserem christlichen Verständnis etwas aus dem Ruder”, sagte Burger laut einer Mitteilung des Erzbistums im Kloster Sankt Trudpert in Münstertal bei Freiburg.

Der Erzbischof äußerte sich den Angaben zufolge auch kritisch zu Positionen in der aktuellen Debatte über assistierten Suizid, die die Autonomie des Menschen absolut setzten. Zudem ging er auf die Diskussion um Abtreibungen ein: Sie werfe die Frage eines gestuften Lebensschutzes des ungeborenen Kindes auf.

Die Ampel-Regierung hatte in der vergangenen Legislaturperiode eine Kommission eingesetzt, die prüfen sollte, inwieweit eine Liberalisierung der Abtreibungsregelung möglich ist. Das Gremium hatte sich dafür ausgesprochen und empfohlen, dass eine Abtreibung in den ersten zwölf Wochen nicht rechtswidrig sein soll. Die Bundesregierung legte bisher aber keinen entsprechenden Gesetzentwurf vor.

Im September hatten die katholischen Bischöfe in Deutschland ihre Forderung nach einem umfassenden Lebensschutz erneuert. Sie lehnen eine Liberalisierung der Abtreibungsregelung ab, unterstreichen aber zugleich, die Würde, das Wohlergehen und die Verletzlichkeit der Schwangeren im Blick zu behalten.

Angesichts einer möglichen Verschiebung des Wertesystems sagte Erzbischof Burger, er sehe “Christinnen und Christen als Glieder unserer Kirche sehr wohl auf den Plan gerufen”. Zugleich betonte er am Christkönigssonntag laut Mitteilung, es sei allerdings auch in der Kirche nicht genügend darauf geachtet worden, “Christus, unserem König” genügend Platz einzuräumen. “Wir haben uns mit unseren Skandalen nicht mit Ruhm bekleckert. Wir haben in unserer Gesellschaft Vertrauen und Glaubwürdigkeit eingebüßt.”