Die aktuelle US-Abschiebepolitik habe das Leben vieler Menschen ruiniert, sagen die Erzbischöfe der Mega-Städte Los Angeles und Miami. Sie fordern mehr Druck auf Washington, um eine Einwanderungsreform durchzusetzen.
In der Debatte um die Migrationspolitik der US-Regierung von Donald Trump fordert Miamis Erzbischof Thomas Wenski mehr Druck auf die Politik, um die Rechte der Migranten zu verteidigen. Der Präsident müsse seine Taktik ändern, denn die massive Abschiebung von Migranten werde niemandem helfen, erklärte Wenski am Montag (Ortszeit). Auch der Erzbischof von Los Angeles, José Gómez, kritisierte die Praxis der Massenabschiebungen von Präsident Donald Trump und mahnte eine parteiübergreifende Lösung zur Reform des US-Einwanderungssystems an.
In den beiden Metropolregionen – in Kalifornien an der Westküste und Florida an der Ostküste – gibt es einen hohen Anteil von Einwanderern aus Lateinamerika. “Wir müssen versuchen, mehr Druck auf den Kongress auszuüben, damit die Abgeordneten die nötigen Änderungen vornehmen”, wird Wenski in US-Medien zitiert. Die Regierung müsse die Stimme der Kirche hören. Sie wolle niemandem Feind sein; sie alle seien Amerikaner.
Er selbst, so Wenski, setze sich seit mehr als 20 Jahren für eine Einwanderungsreform in den USA ein. Es sei wichtig, dass die Menschen wissen, dass die Kirche nicht geschwiegen hat. Aber es reiche nicht aus, nur zu reden: “Wir müssen auch handeln – und im Moment müssen wir versuchen, die Abgeordneten und Senatoren dazu zu bewegen, die notwendigen Maßnahmen zur Reform der Einwanderungsgesetze zu ergreifen.”
In Richtung Weißes Haus sagte Wenski, die Regierung müsse ihre Taktik ändern. Dazu zähle, sich mehr auf die Wirtschaftspolitik zu konzentrieren, um eine prosperierende Wirtschaft zu erreichen. Und dafür müsse die Regierung anerkennen, dass dies ohne die Arbeitskraft der Einwanderer nicht möglich sein werde. Präsident Trump habe geschafft hat, die Grenze zu schließen. Nun gelte es, Kriminelle festzunehmen – denn niemand ist dafür, dass gefährliche Menschen frei auf den Straßen herumlaufen. “Aber gleichzeitig wollen wir nicht, dass Großmütter, Töchter, Mädchen oder Männer, die hart arbeiten, festgenommen und abgeschoben werden”, betonte Wenski.
Ähnlich äußerte sich Erzbischof Gómez aus dem kalifornischen Los Angeles in einem jüngst erschienenen Beitrag: “Meine Mitbrüder im Bischofsamt und ich haben erkannt, dass diese Abschiebepolitik das Leben vieler Menschen ruiniert und viele Familien in unseren Gemeinden und Nachbarschaften auseinandergerissen hat, so dass die Menschen nun in ständiger Angst leben.”
Gómez kritisiert eine zu strenge und wahllose Abschiebepraxis. Es gebe Festnahmequoten, Razzien am Arbeitsplatz, Einreisebeschränkungen sowie eine Aufhebung des vorübergehenden Schutzstatus (TPS), von dem bisweilen Hunderttausende Einwanderer betroffen sind. “Jene, die diese Maßnahmen umsetzen, verhaften nicht nur gewalttätige Kriminelle, sondern auch Mütter, Väter, Großeltern, hart arbeitende Männer und Frauen, die die Stützen unserer Gemeinden und unserer Gesellschaft sind”, schrieb der Erzbischof.
Bei ihrer Herbstvollversammlung hatten sich die US-Bischöfe zuletzt besorgt über ein “Klima der Angst” unter den Mitmenschen gezeigt, das durch die Art der Durchsetzung von Einwanderungsgesetzen entstanden sei: “Wir sind betrübt über den Stand der aktuellen Debatte und die Verunglimpfung von Einwanderern. Wir sind besorgt über die Bedingungen in Haftanstalten und den mangelnden Zugang zu Seelsorge”, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.
Laut dem US-Ministerium für Innere Sicherheit wurden in diesem Jahr 527.000 “illegale Ausländer” abgeschoben sowie weitere 1,6 Millionen Migranten dazu bewegt, das Land freiwillig zu verlassen. Rund 66.000 Einwanderer befanden sich nach Angaben von Ende Oktober in Abschiebehaft.