Politische Karrieren sind Frauen im islamisch geprägten Pakistan meist nur möglich, wenn sie politischen Familien-Clans entstammen. So wie die 2007 ermordete erste und bis dato letzte Premierministerin Benazir Bhutto.
Als erste Frau ist am Montag Maryam Nawaz zur Ministerpräsidentin einer Provinz im islamisch geprägten Pakistan gewählt worden. In einer turbulenten Sitzung stimmte der Landtag von Punjab für die 50-jährige Vizepräsidentin der Partei Pakistan Muslim League-Nawaz (PML-N) und Tochter des früheren dreimaligen Premierministers Nawaz Sharif (74), wie pakistanische Medien berichten.
“Heute ist jede Frau in der Provinz stolz, eine Ministerpräsidentin zu sehen”, sagte Maryam Nawaz. Sie dankte Gott und den Abgeordneten für ihre Wahl sowie ihrem Vater und dessen Bruder Shehbaz Sharif für ihre Unterstützung. Die Opposition boykottierte die Wahl.
Punjab liegt in der zentralöstlichen Region des Landes. Es ist flächenmäßig die zweitgrößte Provinz Pakistans und mit mehr als 120 Millionen Einwohnern die mit der größten Bevölkerung. Die größte nicht-muslimische Minderheit im Punjab mit seiner Hauptstadt Lahore sind die Christen mit gut zwei Millionen (rund 1,9 Prozent der Bevölkerung). Immer wieder gibt es hier auch Terroranschläge auf Kirchen sowie Verfolgung von Christen wegen angeblicher Blasphemie.
Die reiche Unternehmerfamilie Sharif gehört zu Pakistans großen Polit-Dynastien. Nawaz Sharif war selbst Ministerpräsident von Punjab, bevor er dreimal Premierminister des Landes wurde. Es wurde allgemein erwartet, dass Nawaz Sharif nach der Parlamentswahl vom 8. Februar zum vierten Mal Premierminister würde. Doch nachdem seine Partei PML-N keinen klaren Sieg errang, trat er zurück, positionierte seinen Bruder Shehbaz Sharif (72) als Premier einer Koalitionsregierung und nominierte Maryam als Ministerpräsidentin des Punjab. Politische Beobachter werten den Ministerpräsidentenposten als Sprungbrett für Maryam Nawaz, um die Macht ihrer Familie zu sichern und mittelfristig Pakistans zweite weibliche Premierministerin zu werden.