Lange Zeit mussten polnische Opfer des deutschen Angriffskrieges auf einen Gedenkort in Deutschland warten. Nun wurde in der Nähe des Bundeskanzleramtes ein großer Findling enthüllt – doch geplant ist noch mehr.
Die Opfer des deutschen Angriffskrieges und der national-sozialistischen Besatzungsherrschaft in Polen haben nun in Berlin einen ersten Gedenkort. Am Montag enthüllte das Deutsche Polen-Institut in der Nähe des Bundeskanzleramtes einen großen Findling aus Mecklenburg-Vorpommern, der an die Verbrechen zwischen 1939 und 1945 in Polen erinnern soll. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (CDU) bezeichnete den Stein als “ein Zeichen gegen das Verdrängen, das Vergessen und das Verstummen der Opfer”. Es solle kein Schlussstein sein, sondern ein Zeichen für den Weg der Aufarbeitung.
“Auf diesen Tag haben wir lange gewartet. Wir haben jetzt einen ungewöhnlichen, aber notwendigen Gedenkort im Herzen Berlins”, sagte Heiko Maas, Präsident des Deutschen Polen-Instituts und früherer SPD-Minister. Ungewöhnlich deshalb, da der Gedenkstein nur temporär dort stehen solle, bis ein dauerhaftes Denkmal und ein Deutsch-Polnisches Haus errichtet werden.
Notwendig sei der Gedenkort, da “wir Deutsche uns noch viel zu unbewusst über das Leid in Polen sind”, betonte Maas. Er hob hervor, dass die Initiative des Gedenkortes aus der Zivilgesellschaft stamme. “Wir stehen zu unserer Verantwortung.” Für Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) schließt der Ort eine Lücke in der Gedenkkultur: “Für die Vergangenheit, aber auch gerade für die Zukunft sind die Verbindungen zu Polen sehr wichtig.”
Vor einem Jahr hatte die Bundesregierung einem Konzept zugestimmt, wonach an derselben Stelle später ein dauerhaftes Denkmal und ein Deutsch-Polnisches Haus errichtet werden sollen. Einen konkreten Zeitplan dafür gibt es allerdings noch nicht. Über die Finanzierung des Vorhabens, für das ein hoher zweistelliger Millionenbetrag veranschlagt wird, soll der Bundestag entscheiden. Der Gedenkort liegt auf dem Gelände der ehemaligen Kroll-Oper, in der Adolf Hitler am 1. September 1939 den Überfall auf Polen verkündete und damit den Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Es sei wichtig, ein solches Zeichen zu setzen, sagt der Direktor des Deutschen Polen-Institus, Peter Oliver Loew, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Auch wenn das erst einmal nur ein temporärer Gedenkort ist, so ist der von ihm ausgehende Impuls doch von enormer Bedeutung.”