Nach älteren Daten ist jeder zehnte Arbeitnehmer von Arbeitssucht betroffen. Stichwort: Workaholics. Der Braunschweiger Arbeitssoziologe Christian Ebner verweist darauf, dass seit der stärkeren Verbreitung des Homeoffice das Phänomen zugenommen haben könnte. Menschen im Homeoffice, erläutert er, wollten häufig beweisen, dass sie daheim mindestens so viel leisten wie im Betrieb, und erhöhten ihr Pensum.
Suchthaftes Arbeiten stelle in Deutschland laut der Hans-Böckler-Stiftung kein Randphänomen dar und sei über unterschiedlichste Berufsgruppen hinweg verbreitet. 2023 untersuchte die Stiftung auf der Basis einer groß angelegten Erwerbstätigenbefragung die Zusammenhänge zwischen suchthaftem Arbeiten und Gesundheit. Dabei zeigte sich, „dass suchthaft Arbeitende nicht nur in erhöhtem Maße psychosomatische und körperliche Beschwerden aufweisen, sondern auch seltener eine ärztliche Behandlung aufsuchen“. Die Befunde hätten Implikationen für einzelne Betroffene, aber auch für Betriebe und Gesellschaft.
Charakteristisch für Arbeitssüchtige ist nach Beobachtungen des Aschaffenburger Psychologen Jürgen Junker, dass diese sich Vergnügen erst nach Beendigung der Arbeit erlauben. In der heutigen Arbeitswelt mit ständig hereinkommenden Mails gibt es allerdings oft kein Ende. Weiter verstärkt werden könne arbeitssüchtiges Verhalten durch Künstliche Intelligenz. „Dadurch wird die Arbeit nicht weniger, sie wird lediglich rasend schnell, man sitzt noch mehr vor dem Computer und gönnt sich noch weniger Pausen“, erläutert Junker.