Artikel teilen

Eine wunderbare Nebensache

Mitten in der Dortmunder Innenstadt lässt das Deutsche Fußballmuseum die Herzen der Fans höherschlagen. Und weckt auch Interesse bei Fußballmuffeln

unknown

Ich sehe sie noch vor mir. Die alte Dame tippelt fröhlich vor mir her und schwenkt ihr Sitzkissen. Ihr Ziel: das Lokalderby Borussia Dortmund gegen Schalke 04 im Dortmunder Westfalenstadion.
Ich weiß nicht, wie viele Jahre das jetzt her ist. Aber diese Frau ist für mich das Sinnbild für einen Fußballfan schlechthin. Und bei solchen Fans ist es auch kein Wunder, dass Dortmund den Zuschlag für das Fußballmuseum des Deutschen Fußballbundes bekam. Und da steht es nun in bester Innenstadtlage, direkt gegenüber vom Hauptbahnhof.
„Gehen Sie geradeaus durch zum Wunder von Bern. Da beginnt der Rundgang.“ Eine freundliche Mitarbeiterin weist den Besuchern im zweiten Stock den Weg. Der bekommt das erste Mal leuchtende Augen. Denn dort, angestrahlt in einer Vitrine, wird der echte, wirkliche Endspielball präsentiert, mit den Originalunterschriften der Spieler. Die wurden bekanntermaßen 1954 völlig unerwartet Weltmeister.
Um Europa- und Weltmeisterschaften geht es auf dieser Etage. Und das alles kann mit allen Sinnen genossen werden. Mit vielen Spielereien, die Spaß machen. So lassen sich beispielsweise Sepp-Herberger-Zitate vervollständigen. Oder drei Bildschirme mit verschiedenen Einstellungen und Zeitlupefunktion versuchen die Frage zu klären: War das in Wembley 1966 ein Tor – oder doch nicht? Darüber kann man nach genauester Prüfung abstimmen. Bei meinem Besuch stand es 56:44 Prozent für: Ja, es war ein Tor.
Auch der Frauenfußball wird nicht außer Acht gelassen. Von den schwierigen Anfängen für die fußballbegeisterten Frauen bis zu männlicher Herablassung und lächerlichen Prämien wie ein Kaffeeservice für einen gewonnenen Titel findet sich hier alles. Dem gegenüber stehen eindrucksvoll die gewonnenen Trophäen und zahlreichen Weltmeistertitel und Pokale, die denen der männlichen Kollegen in nichts nachstehen.
Apropos Weltmeistertitel: Eine eindrucksvolle Multimediashow erinnert an den letzten Titelgewinn der Männer vor zwei Jahren und geht trotz allem Kitsch am Ende doch ans Herz.
Im ersten Stock dreht sich alles um den Vereinsfußball. Auch hier findet sich wieder eine Fülle an Details, die einfach Spaß machen. So kann der geneigte Besucher auf einer Polsterliege den Winkel nachvollziehen, mit dem Klaus Fischer 1977 mit seinem legendären Fallrückzieher das Tor des Jahres – wenn nicht des Jahrhunderts – erzielte.
Ein Besuch im Deutschen Fußballmuseum bringt die Erkenntnis, dass Fußball nicht die wichtigste Nebensache der Welt ist. Aber er kann eine Menge Spaß machen. Das Publikum im Museum ist bunt gemischt, nicht nur hartgesottene Fans finden ihren Weg dorthin. Aber alle vereint am Ende die Erkenntnis: Wir sind Fußball. Zumindest ein bisschen.

www.fussballmuseum.de