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Eine richtig gute Idee

Wie bekommt man die Menschen in die Kirche? Überall diskutieren Gemeinden diese Frage. Einige gehen den Weg in die andere Richtung: Sie bringen die Kirche zu den Menschen

Arbeitsgruppe „neuer Gottesdienst“. Die Ideen sprießen. Jung und Alt sitzen zusammen, hochmotiviert, werfen immer neue Gedanken und Einfälle in die Runde. Das große Ziel: Ende des Jahres soll ein neuer Gottesdienst starten.

 „Wir brauchen Prominente!“ „Interessante Themen!“ „Statt der Predigt sollten wir mal ein kleines Theaterspiel versuchen!“ „Wie wäre es mit einem Literaturgottesdienst?“  Die Begeisterung ist groß. Endlich etwas Neues wagen.
Irgendwann stellt jemand die entscheidende Frage: Wer kommt denn zu unserem Gottesdienst?
Ja: Wer kommt eigentlich zum Gottesdienst?
Da sind jene, die immer kommen. Die treue, verlässliche Gemeinde. Die, von denen die Bibel sagt: Das sind die 99 Schafe. (Heutzutage wäre manche Gemeinde schon richtig froh, wenn regelmäßig 99 kämen.)
Aber solch einen neuen Gottesdienst stellt man auf die Beine, um auch neue Menschen dazuzugewinnen. Jene, die bislang eben nicht am Gottesdienst teilnehmen. Die, von denen die Bibel sagt: Das ist das eine Schaf, dass alle Anstrengung wert ist, es auch noch dazuzubekommen.
Wie bekommt man diese Menschen in die Kirche? Da gibt es nur einen Weg: Einladen. Einladen. Einladen. Und am besten: Auch gleich mitnehmen.
Aber das Einladen ist außer Mode geraten. Vielleicht spricht man einen Freund an. Drückt ihm oder ihr einen Gemeindebrief in die Hand. Aber vor mehr scheut man zurück. Man will nicht übergriffig werden.
Und selbst wenn man einlädt: Was ist mit jenen, die nicht zum Bekanntenkreis zählen? Mit den Zehntausenden, die sich  außerhalb jedes kirchlichen Kreises tummeln? Die erreicht man auf diese Weise nicht.
Ein ganz anderer Weg wird in dieser UK auf Seite 16 beschrieben: Dort hat ein Pfarrer einen Bauwagen zu einer mobilen Kirche umfunktioniert. Mit der zieht er über die Dörfer, geht hin zu den Menschen.
Das ist eine großartige Idee. Sie ist es wert, weitergedacht zu werden. Warum nicht mit solch einer mobilen Kirche in die Einkaufszentren gehen? In die Fußgängerzonen? Dann muss man nicht mehr Menschen zum Gottesdienst bringen, sondern man geht dorthin, wo die Menschen ohnehin schon sind.
Ähnlich macht es ein Pfarrer in Witten. Von Zeit zu Zeit hält er Gottesdienst in einer Kneipe („Maschinchen Buntes“). Locker. Flockig. Wer zuhören mag, kann das tun. Alle anderen verziehen sich in die andere Ecke der Wirtschaft.
Neues wagen, wirklich NEUES – das heißt: Man muss das Gewohnte verlassen. Und damit auch die gewohnte Sicherheit.
Aber: Man muss ja nicht gleich alles über den Haufen werfen. Gottesdienste in der Kirche sollen weiter gefeiert werden. Auch neue Gottesdienste. Aber zusätzlich könnte man auch eine mobile Kirche planen. Als Versuch, als Projekt. Einfach mal probieren.
Dahin gehen, wo die Menschen sind. Das ist gerade für die Kirche eine richtig gute Idee.