Die Bundeskanzlerin hatte die Lacher auf ihrer Seite. Rund 80 000 Menschen waren beim Kirchentag zur Podiumsdiskussion mit Angela Merkel und Barack Obama gekommen. Da sprach Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, Obama an: „Wenn jetzt schon mal der lange Zeit mächtigste Mann der Welt neben mir sitzt…“ Die Kanzlerin guckte irritiert und konterte: „Neben Ihnen sitze ja jetzt erst mal ich.“ Die Zuschauer hatten ihre Freude, in den Medien wurde Merkels Schlagfertigkeit aufgegriffen.
Denn tatsächlich saß Merkel genau zwischen den beiden Männern.
Fragen der Sitzordnung waren schon immer bedeutend. Wieviel Zeit verbringt man damit, bei Feiern die Menschen an die richtigen Tische zu platzieren? Bei Gericht und politischen Empfängen ist das streng geregelt. In kirchlichen Kreisen mag sich das gelockert haben. Aber wenn ein früherer Superintendent erklärt: „Wo ich sitze, ist vorn“, dann funktioniert die Rangordnung auch bei runden Tischen.
Auch an Jesus wurde von zwei Jüngern einmal die Bitte herangetragen, dass sie doch einst „in der Herrlichkeit“ rechts und links von ihm sitzen möchten. Wenn man schon nicht vor Kopf sitzen kann, sind das halt die besten Plätze. Und die wollten sich Jakobus und Johannes gern sichern. Auf diese Platzreservierung lässt sich Jesus aber nicht ein, wenn er erklärt: „Zu sitzen zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.“ Wer also einmal an seiner Seite sitzen wird, wissen wir nicht. Aber es sind wohl nicht automatisch die Mächtigsten oder die Schnellsten.
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