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Ein “Tiny Forest” für Stellingen

Friedhöfe gelten als Orte der Ruhe. Ein gutes Klima nicht nur für Menschen, sondern auch für heimische Pflanzen, erklärt Axel Heineck vom Verein Citizens Forests. „Es sind mindestens 25 Arten, wir haben Weiden, Erlen, Rotbuchen, Haselsträucher oder Pfaffenhütchen zum Beispiel, das ist ein Busch.“

Gemeinsam mit der Kirchengemeinde Stellingen und dem Frauenwerk des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein soll jetzt im Rahmen des Projekts „Vielfalt wächst – Klimabewusstsein erden“ ein sogenannter Tiny Forest, also ein Mikrowald, auf dem Stellinger Friedhof entstehen. „Wenn man dem Boden Nährstoffe gibt und dann sehr dicht viele einheimische Arten pflanzt, wächst das sehr schnell“, erklärt Heineck. Schon nach drei Jahren könne nach der sogenannten Miyazaki-Methode ein kleiner Wald entstehen.

„Gut für das Klima, gut für mich selbst“, sagt Michaela Will vom Frauenwerk. „Ich kann merken, dass es mich verändert, wenn ich konkret anfange, mit Pflanzen, mit Lebendigem zu arbeiten und in der Erde zu buddeln.“ Das schaffe eine Verbundenheit mit der Mitwelt, der Umwelt.

Die Aktion am 3. November (12 bis 15 Uhr) ist ein Gemeinschaftsprojekt. Einen Tag lang Schippe und Spaten herausholen und in der Erde buddeln, sagt Pastor René Goele. Dass dazu auch Familien mit Kindern kommen und Generationen zusammenarbeiten, treibt ihn an: „Die bringen dann noch einen Bagger mit oder ein kleines Schäufelchen und helfen mit.“ Mit seinen Konfirmanden oder Kitakindern geht Goele regelmäßig auf den Friedhof. „Da habe ich gemerkt, dass die Kinder fasziniert und interessiert sind, wirklich vor Ort zu sein.“ Außerdem gebe es mehr als nur die Natur. „Man kann auch Geschichte lernen, Topografie und viele andere Dinge.“

Auch für Pastorin Will steckt hinter dem Projekt mehr, als einen Tag lang gemeinsam auf dem Friedhof Bäume zu pflanzen. Ihr geht es vor allem um Nachhaltigkeit und Klimabewusstsein. „Die Vorstellung, wenn es uns alle nicht mehr gibt, dann gibt es hoffentlich diesen kleinen Wald.“ Der sei dann weiterhin Lebensraum für Tiere und spende Schatten, sagt Will.

Mit der Biodiversität gehe es schon im ersten Jahr los, erklärt Experte Heineck. „Ab dem dritten Jahr wird es dann sozusagen Wald. Dann wird es ein geschlossenes System, mit Waldrand und innen drin verändert sich das Klima und wird feuchter.“

So einen Tiny Forest anzulegen, sei vor allem in der Stadt nicht ganz einfach, erklärt der Experte. „Im städtischen Bereich sind viele Flächen vorausgeplant, die Bebauungspläne sind über Jahrzehnte festgelegt. Das heißt, es bewegt sich sehr viel sehr langsam“, sagt Heineck.

Friedhöfe bieten sich da an, ergänzt Pastor Goele. „Weil hier von Natur aus schon ein gutes Klima herrscht. Die Gärtner, die ich als grüne Engel bezeichnen würde, nehmen sich wirklich Zeit für den Friedhof. Er liegt ihnen am Herzen, und diese Tiny Forests sind noch mal eine Aufwertung.“