“Es schneit, es schneit, kommt…” alle in die Kirche. Im römischen August fallen regelmäßig weiße Flocken – in diesem Jahr auch auf den Papst. Um ein außergewöhnliches Wetterphänomen handelt es sich dabei jedoch nicht.
Leise rieselt der Schnee direkt neben Papst Franziskus. Doch bringen die weißen Flocken im heißen römischen Sommer keine Abkühlung für das Kirchenoberhaupt – handelt es sich doch um unzählige Blütenblätter. Diese fielen am Montagabend nicht etwa vom Himmel der Ewigen Stadt, sondern von der vergoldeten Kassettendecke der Basilika Santa Maria Maggiore. Einmal im Jahr, am Weihetag der Kirche, wird dort das Schnee-Wunder nachgestellt, das zum Bau der Papstbasilika geführt haben soll – 2024 ist auch der Papst dabei.
Einer Legende zufolge hatte Papst Liberius (352-366) von der Gottesmutter ein Zeichen erhalten, er solle dort eine Kirche bauen, wo am folgenden Tag der Boden mit Schnee bedeckt sei. Dies geschah demnach am 5. August 352 auf dem Hügel Esquilin, in der Nähe des heutigen Hauptbahnhofs. Laut historischen Quellen wurde die Kirche erst rund hundert Jahre später gebaut und am 5. August 434 geweiht.
Im nachgestellten Schneefall sieht Franziskus weniger Folklore als symbolische Bedeutung. Das Naturphänomen Schnee rufe in der menschlichen Seele Bewunderung und Erstaunen hervor, so der Papst in seiner kurzen Ansprache. So könne er als Symbol der Gnade verstanden werden, also einer Wirklichkeit, die Schönheit und Unentgeltlichkeit vereine. “Sie ist etwas, das man nicht verdienen, geschweige denn kaufen kann, man kann sie nur als Geschenk erhalten, und als solches ist sie auch völlig unvorhersehbar, eben wie ein Schneefall in Rom mitten im Sommer”, erklärte der 87-Jährige vor den Menschen in Santa Maria Maggiore.
Papst Franziskus pflegt ein besonderes Verhältnis zu der Marienbasilika in Rom, möchte dort nach seinem Tod beigesetzt werden. Mehr als hundert Mal suchte er die Kirche in seiner Amtszeit bereits auf. Besonders vor und nach internationalen Reisen oder Krankenhaus-Aufenthalten betet er dort vor der Marienikone “Salus Populi Romani”, die als Schutzpatronin der Römer gilt.
Diese bedachte der Papst ebenfalls in seiner Rede am Montag: Er bat die Muttergottes um ihre Fürsprache für die Stadt, die Welt und insbesondere für Frieden. Nach der öffentlichen Andacht verbrachte Franziskus noch einige Minuten allein in der Kapelle mit dem Marienbild.