Die Schlange, die sich vor dem Petersdom bis zum Mittwochnachmittag gebildet hat, reicht einmal um den gesamten Petersplatz herum. In mehreren Kurven schlängelt sie sich von den linken Kolonnaden bis zu den rechten, hin zu den Sicherheitskontrollen und dem eigentlichen Eingang in die Kirche.Tausende Gläubige stehen an diesem Tag mehrere Stunden an, um sich persönlich von Papst Franziskus verabschieden zu können.
Franziskus war am Morgen des Ostermontag im Alter von 88 Jahren gestorben. Zwei Tage nach seinem Tod wurde der Leichnam des verstorbenen Pontifex am Mittwochmorgen von der Kapelle Santa Marta in den Petersdom überführt, wo er nun aufgebahrt liegt.
Mit Schirmen schützen sich die Menschen in der Schlange vor der schon recht starken Mittagssonne in Rom. Voran geht es nur extrem langsam. „Wir können immer erst Leute durchlassen, wenn genug Menschen den Petersdom wieder verlassen haben und die Kapazitäten drinnen es erlauben“, erklärt ein Polizist an der Absperrung vor der wartenden Menge im Schatten der Porta Angelica.
Camden und Grace aus Kanada haben sich gerade erst hinten angestellt. „Wir warten so lange, wie es eben dauert“, sagen die beiden 15-Jährigen, die ihre Osterferien in Rom verbringen. „Solange ich denken kann, war Franziskus der Papst“, sagt Camden. „Für mich ist es sehr wichtig, mich von ihm zu verabschieden.“
Die rund 80 Kardinäle, die bereits in Rom anwesend sind, hatten vor diesem Massenandrang noch die Möglichkeit, sich in Ruhe und im kleinen Kreis von ihrem Bruder zu verabschieden. Sie begleiteten ihn am Mittwochmorgen auf seinem letzten Weg aus dem Gästehaus Santa Marta heraus, wo der gebürtige Argentinier während seines zwölfjährigen Pontifikats und bis zuletzt gewohnt hatte. Auf dem Vorplatz schlossen sich der Prozession in den Petersdom Erzbischöfe, Bischöfe und zahlreiche andere Trauergäste an. 20.000 Gläubige, die sich auf dem Petersplatz eingefunden hatten, wohnten der Überführung des Sarges bei.
Im Petersdom ist Franziskus bis zur Trauerfeier am Samstagvormittag aufgebahrt. Der Leichnam des verstorbenen Papstes ist nicht wie bisher in drei Särge aus Zypresse, Blei und Eiche, sondern nur in einem schlichten mit rotem Samt ausgekleideten Holzsarg gebettet. Der offene Sarg steht vor dem Hauptaltar des Petersdoms auf einer einfachen Holzkonstruktion auf dem Boden. Der Leichnam von Papst Benedikt XVI. war noch wie zuvor üblich auf einer erhöhten Bahre (Katafalk) ausgestellt.
Franziskus ist in ein purpurfarbenes Messgewand gekleidet, auf dem Kopf trägt er eine weiße Mitra. Um seine übereinander liegenden Hände liegt ein Rosenkranz. „Schau, der Papst“, ruft ein etwa vierjähriger Junge, den sein Vater auf den Schultern trägt. „Bitte nicht stehenbleiben“, raunen die Sicherheitsleute den Menschen leise zu, die vor dem offenen Sarg vorbeilaufen. Handys werden für Fotos gezückt, „bitte auch keine Fotos“, wiederholen die Männer, die für das Fortkommen der Schlange zuständig sind, immer und immer wieder.
Die Gläubigen können den Papst noch bis Freitagabend ein letztes Mal sehen. Am Mittwoch und am Donnerstag ist der Petersdom dafür sogar bis Mitternacht geöffnet. Am Abend vor der Beerdigungsmesse wird der Sarg dann in einer feierlichen Zeremonie geschlossen.