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“Ein Herbstnachmittag” – Eine Reise ins Japan der 1960er Jahre

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

Anfang der 1960er-Jahre lebt der verwitwete Hirayama (Chishu Ryu) in Tokio, hat eine Führungsrolle in einem Industrieunternehmen und wohnt mit zwei erwachsenen Kindern, Michiko (Shima Iwashita) und Kazuo (Shinichiro Mikami), zusammen. Zudem hat er einen weiteren verheirateten Sohn.

Hirayama belegt vor allem seine Tochter Michiko mit Beschlag, bis ihm ein Treffen mit alten Freunden vor Augen führt, dass er sie durch sein Verhalten selbstsüchtig an sich bindet und ihr eine eigene Familie unbewusst verwehrt. So bemüht er sich, seine Tochter aus der Umklammerung freizulassen und ihr eine Ehe zu vermitteln, alles im Bewusstsein, dass er dadurch selbst allein zurückbleiben kann.

Der letzte Spielfilm von Yasujiro Ozu von 1962 beschreibt – knapp zehn Jahre nach “Die Reise nach Tokio” – eine radikal veränderte moderne und “amerikanisierte” Gesellschaft. Mit Ruhe und zärtlichem Einfühlungsvermögen werden existenzielle Konflikte hinter den Kulissen beschrieben: Der Gegensatz der Generationen, die Bedeutung von Familie und Elternhaus, das Problem des Alterns und der damit drohenden Einsamkeit erweisen sich als ungebrochen aktuell.