Brunsbüttel. Alles begann mit Henning, einem kleinen Lamm mit hellbraunen Flecken um die Nase. „Das Lamm marschierte wie selbstverständlich ins Pfarrhaus und inspizierte unser Wohnzimmer“, erinnert sich Pastor Ingo Pohl aus Brunsbüttel an den ungewöhnlichen Besuch vor fünf Wochen, „ein Lamm hatten wir noch nie im Pfarrhaus“.
Das zwei Wochen alte Lamm wurde von einer Freundin mitgebracht, die im Pfarrhaus zum Kaffee eingeladen war. Es war durch eine Schwergeburt auf die Welt gekommen und wurde daraufhin von der Mutter verstoßen. In der Deichschäferei von Udo Engel in Brunsbüttel wird es nun mit der Flasche aufgezogen.
Kirche bleibt geschlossen
„Für mich als Städter war es eine ganz besondere Erfahrung, ein Lamm auf dem Arm zu haben“, sagt Ingo Pohl, „ich fand es spannend zu beobachten, wie es immer hinter einem hinterhertrottet.“ Während der ungewöhnliche Besuch mit Pastorenhündin Smilla durchs Pfarrhaus tobte, machte sich der Theologe Gedanken über das bevorstehende Osterfest.
„Ich feiere den Ostermontag mit dem Bibelwort: ‚Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt‘“, sagt Ingo Pohl. „Wo wird es deutlicher als mitten unter Lämmern?“ So wird der Theologe am Ostermontagmorgen die Brunsbütteler Jakobuskirche geschlossen lassen und stattdessen an den Deich fahren, zur Schäferei von Schäfermeister Udo Engel. Hier erblickt in den vergangenen Wochen der Schafnachwuchs das Licht der Welt. Es ist Lammzeit. Rund um die Uhr werden Lämmer geboren – insgesamt mehr als 1200 Tiere.