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Ein Fest für das deutschsprachige Musical

Donnernder Applaus und Ovationen im Stehen: In Berlin ist der Deutsche Musical Theater Preis verliehen worden – Gänsehautmomente inklusive.

Das Ensemble des Musicals "Die weiße Rose" räumte groß ab
Das Ensemble des Musicals "Die weiße Rose" räumte groß abDeutsche Musical Akademie / mmacm.com

Man kennt sie aus dem „Polizeiruf 110“, als Assistentin von Kommissar Dupont aus den Bretagne-Krimis oder als bissige Kommentatorin in der „heute-Show“: Schauspielerin und Sängerin Gisa Flake durch den Abend führen zu lassen, erwies sich als echter Glücksgriff.

In ständig wechselnden, prunkvollen Roben moderierte sie die Verleihung. Witzig, komödiantisch und auch mit toller Gesangsstimme ließ sie keine Langeweile während der dreieinhalbstündigen Verleihung aufkommen. Unterstützt wurde sie dabei von zahlreichen prominenten Preispatinnen und -paten, darunter Meret Becker, Chiara Fuhrmann, Katherine Mehrling, Richy Müller oder Gayle Tufts. Bekannte Gesichter sah man auch im Publikum: unter anderem Detlev Buck, Angelika Milster, Julian FM Stöckel, Anouschka Renzi und Thomas Hermanns.

Deutscher Musical Theater Preis: Von den USA emanzipiert

Der Abend zeigte deutlich, wie sehr sich das deutsche Musical in den vergangenen Jahren von seinen amerikanischen Vorbildern emanzipiert hat. Die Themen oft zeitbezogen und progressiv, wie beispielsweise das Clubmusical „Flush“, das die Berliner Club Szene porträtiert, das Einstein-Musical „A matter of time“ oder das Musical über den deutschen Widerstand im zweiten Weltkrieg „Die weiße Rose“. Aber auch Inszenierungen wie „ Hänsel und Gretel“, „Nils Holgersson“ oder „Trash Island“ brauchen sich nicht zu verstecken.

Der Deutsche Musical Theaterpreis zeichnet Musicals aus, die im vergangenen Jahr im deutschsprachigen Raum geschrieben und inszeniert wurden und auf die Bühne kamen. Die Deutsche Musical Akademie vergibt den Preis seit elf Jahren und versteht sich als Interessenverband, Institution und Netzwerk der deutschsprachigen Musicalbranche.

Der unangefochtene Gewinner des Abends war das Musical „Die Weiße Rose“ vom Festspielhaus Neuschwanstein. Die Produktion über den mutigen Widerstand der Geschwister Scholl überzeugte in gleich sieben Kategorien, darunter bestes Musical, beste Regie, bestes Buch, beste Liedtexte und bestes musikalisches Gesamtbild.

Bestes Revival: “Kein Pardon – Das Musical”

Autorin und Regisseurin Vera Bolten sowie Komponist Alex Melcher nahmen sichtlich bewegt ihre Preise entgegen. Auch das Lichtdesign von Andreas Hönig und die Choreographie von Bart De Clercq wurden ausgezeichnet.

Neben dem großen Sieger wurden weitere herausragende Produktionen geehrt. Das First Stage Theater gewann mit „Kein Pardon – Das Musical“ in der Kategorie Bestes Revival.

Zu den besten Darstellenden des Abends zählten Katia Bischoff und David Jakobs, die in „Einstein – A Matter of Time“ (Konzert und Theater St. Gallen) als Mileva Marić und Albert Einstein brillierten. Ihre Kollegen Jan-Philipp Rekeszus (als Prof. Philip Lenard) und Christopher Barreca (Bühnenbild) erhielten ebenfalls Preise für dieselbe Produktion.

Ehrenpreis für Daniela Ziegler

Für besondere musikalische Originalität wurde Charli Eglinton für die Komposition des Musicals „Saving Mozart“ (Musical Frühling in Gmunden) geehrt.

Ein Gänsehautmoment war die Vergabe des Ehrenpreises an Schauspielerin und Musicalikone Daniela Ziegler. Ob in „Elisabeth“, „Follies“ oder als Norma Desmond in „Sunset Boulevard“ – in den vergangenen 50 Jahren ihrer Bühnenkarriere drückte sie so fast jedem deutschen Musical mit ihren herausragenden darstellerischen Leistungen ihren Stempel auf. Sichtlich gerührt sagte sie in ihrer Dankesrede: „Nach all der Ablehnung, den Tränen und dem Schweiß, die Castings und Produktionen mit sich bringen, bedeutet mir dieser Preis alles.“

Der Craig-Simmons-Preis wurde in diesem Jahr gleich doppelt vergeben – an das Theater Regensburg und die Hamburger Produktion „& Julia“, als Anerkennung für herausragende Ensemblearbeit und künstlerische Innovation.