44 Auslandsreisen hat Papst Franziskus auf seinem Meilenkonto. Im September folgt die längste seiner Amtszeit. Während die Ziele wechseln, bleiben die Abläufe nahezu unverändert. Aber wie reist ein Papst?
Meter für Meter schiebt sich der Lift höher Richtung Flugzeugtür. Nach Gepäck, Entourage und Journalisten bringt er die wichtigste Fracht an Bord der Maschine: Papst Franziskus. Seit 2022 beginnt das katholische Kirchenoberhaupt seine internationalen Reisen auf diesem Weg – Schmerzen in Knie und Hüfte erlauben ihm kein Treppensteigen mehr. Während er seine öffentlichen Auftritte im Rollstuhl absolviert, sucht er im Flugzeug Halt an Stock und Sitzen.
So sind seine internationalen Reisen zwar beschwerlicher geworden, auf sie verzichten möchte Franziskus aber nicht. Im Gegenteil: Bald tritt der 87-Jährige den längsten Auslandsaufenthalt seiner gut elfjährigen Amtszeit an. Vom 2. bis zum 13. September besucht er Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Es wird seine 45. internationale Reise sein. Damit kommt Franziskus auf fast die gleiche Zahl an Reisen wie der “Eilige Vater” Johannes Paul II. in seinen ersten elf Jahren als Papst.
Dem hohen Alter und diversen gesundheitlichen Problemen trägt das geplante Reiseprogramm Rechnung – es fällt deutlich übersichtlicher aus als noch vor einigen Jahren. Doch neben kleineren Anpassungen bleiben die gewohnten Abläufe einer Papstreise bestehen.
Schon als Paul VI. vor 60 Jahren als erster Papst ein Flugzeug bestieg, war es eine Maschine der “Alitalia”. Daran änderten seine Nachfolger nichts. Franziskus flog mit der italienischen Nationallinie bis zu ihrer Pleite 2021. Seitdem chartert der Vatikan die Flugzeuge der Nachfolgegesellschaft “ITA”, die demnächst zur deutschen Lufthansa-Gruppe gehört. Die blauen ITA-Maschinen nutzt der Papst meist nur für den Hinflug, zurück nach Rom geht es dann oft mit einer Maschine aus dem Besuchsland. Eigene fliegende Fortbewegungsmittel besitzt der Vatikan nicht.
Einzigartig in der zivilen Luftfahrt ist die päpstliche Flugnummer. Sie bleibt unabhängig vom Ziel immer dieselbe: “AZ4000”. Überfliegt der Papst ein Land, sendet er via Telegramm Grüße an das jeweilige Staatsoberhaupt.
Mutterseelenallein reist der Papst wortwörtlich nicht. Im vorderen Bereich des Fliegers hängt seinem Sitz gegenüber ein Bild der Madonna von Bonaria. Sie gab Franziskus’ argentinischer Heimatstadt Buenos Aires ihren Namen. Weiteren geistlichen Beistand könnte die rund 20 Mann starke Gruppe mitreisender Priester, Bischöfe und Kardinäle aus dem Vatikan leisten. Auch ärztliche Hilfe ist mit an Bord.
Für die Sicherheit sorgen etwa ein Dutzend Männer von der Schweizergarde und der Vatikan-Gendarmerie. Sie kümmern sich auch darum, die mitreisenden Pressevertreter zum Papst auf Abstand zu halten.
Mit bis zu 70 Personen machen die Medienleute den größten Teil der päpstlichen Reisegruppe aus. Die internationalen Journalisten, Fotografen und Kameraleute bezeichnet der Vatikan als “VAMP”, kurz für “Vatican Accredited Media Personnel”. Die Mitgliedschaft in dem exklusiven Reiseclub lassen sich die Medienunternehmen einiges kosten. Mehrere Tausend Euro müssen sie für Flug und Unterbringung aufbringen. Über die Gesamtausgaben eines päpstlichen Auslandsbesuches schweigt sich der Vatikan traditionell aus.
Dafür erhalten die Medienvertreter eine Bordunterhaltung vom Pontifex höchstselbst. Auf dem Hinflug begrüßt Franziskus jeden einzelnen Journalisten – das ist die Zeit für Selfies, dringende Fragen oder eine Franziskus-Unterschrift im selbstverfassten Papstbuch.
Mit noch mehr Spannung erwartet wird jedoch die “Fliegende Pressekonferenz” auf dem Rückflug. Jede Sprachgruppe darf dem Papst dann mindestens eine Frage stellen. Zwar gilt die Vatikan-Vorgabe, lediglich weitere Erkundigungen zur abgeschlossenen Reise einzuziehen. Dennoch gelingt es den Fragenden meist, diese Vorschrift mehr oder weniger subtil zu umgehen. Themen sind üblicherweise aktuelle (kirchen-)politische Ereignisse, mögliche Papstreisen oder der päpstliche Allgemeinzustand. Manch berühmtes Zitat ist bei dieser Gelegenheit schon gefallen, wie etwa der Satz über Schwule: “Wer bin ich, darüber zu urteilen?”.
Während die Journalisten vor dem Landeanflug ihre Texte schreiben, zieht sich der Papst wieder in den vorderen Teil des Flugzeugs zurück. Für frühere Päpste wurden auf besonders langen Reisen auch schon mal Sitze aus- und ein Bett eingebaut. Franziskus nutzte hingegen bisher stets einen regulären Sessel der Business-Klasse. Ein Etikett auf der Armlehne mit der Aufschrift “Santo Padre” verweist auf den besonderen Fluggast. Sein Papstwappen ziert zudem alle Kopfstützen – und die Außenwand der Maschine.
Ein wenig Luxus erfährt Franziskus dennoch. Ein Visum braucht der Papst als Staatsoberhaupt nirgends. Und anders als den mitreisenden Journalisten bleiben ihm auch lästige Formalitäten und Wartezeiten am Flughafen erspart. Franziskus wird mit dem Auto direkt aufs Rollfeld gebracht – und dann gen Himmel “geliftet”.