Würde man von einem Fußballverein reden, klänge das vielleicht so: Immer weniger Besucher bei den Spielen. Mitglieder treten aus. Geld wird knapp. Der Trainer hat das Handtuch geschmissen, der Nachfolger ist erst gar nicht angetreten, ein neuer nicht in Sicht – es droht der Abstieg in die zweite Liga. Aber wir reden nicht vom Fußball. Sondern von der Kirche.
Vom 25. bis 27. November trifft sich in Bielefeld die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen. Und wohl noch nie waren die Probleme für das Kirchenparlament so groß wie dieses Mal. Allen voran die ungeklärte Frage, wer die westfälische Kirche demnächst leiten soll.
Kein Kandidat für die Nachfolge von Annette Kurschus
Nachdem Annette Kurschus vor einem Jahr vom Amt der Präses („Vorsitzende“) zurückgetreten war, sollte mit Michael Krause der Landessynode ein Nachfolger zur Wahl vorgeschlagen werden. Nach Hinweisen auf „mögliche, in der Vergangenheit liegende Verstöße gegen das Gebot, persönliche Grenzen einzuhalten“, so die Begründung aus dem Landeskirchenamt, zog Krause sich von der Kandidatur zurück. Das kam so überraschend, dass der Wahl- und Nominierungsausschuss bislang keine Alternative präsentieren konnte. Wann wird das geschehen? „Wir hoffen, im Frühjahr“, sagt Ulf Schlüter, der als theologischer Vizepräsident die Landeskirche kommissarisch leitet.
Die Vakanz im Leitungsamt wiegt schwer, zumal die Finanzen der Landeskirche desaströs sind. Einsparungen von 20 Prozent für alle landeskirchlichen Einrichtungen stehen im Raum; für einige Bereiche möglicherweise mehr, etwa bei der Evangelischen Studierenden-Gemeinde.
Westfälische Kirche: Haushaltssicherungs-Konzept liegt nicht vor
Eigentlich sollte die Kirchenleitung der Landessynode auf der bevorstehenden Tagung ein Haushaltssicherungs-Konzept vorlegen. Das gelang aber nicht. Nun soll der bislang zuständige Jurist, Vizepräsident Arne Kupke, die Verantwortung an einen Wirtschafts-Experten abgeben, den die Synode dazu in die Kirchenleitung wählen müsste.
Dunkle Wolken über dem Landeskirchenamt. Das Kirchenparlament wird sich bei seinem viertägigen Treffen mit schwerwiegenden Problemen beschäftigen. Synodale und Kirchenleitung sind nicht zu beneiden, auf sie kommen schwere Zeiten zu. Viele Kirchenmitglieder werden jetzt genau hinschauen, was auf der Synodaltagung besprochen und beschlossen wird. Und das ist auch richtig so. Aber genauso wichtig und richtig ist es, gute Wünsche in Richtung Synode zu schicken. Und dafür zu beten, dass die Beratungen gelingen mögen.
Denn die Kirche ist kein Fußballverein. Sondern die Gemeinde, die auf den Segen ihres Herrn und Heilandes hofft.