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DSV-Präsident fordert Null-Toleranz-Politik bei Missbrauch

Der Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), David Profit, hat gefordert, Sexualstraftäter dauerhaft und vollständig vom Wettkampfschwimmsport auszuschließen. Weder als Trainer, noch als Schiedsrichter oder Kampfrichter dürften solche Personen wieder eingesetzt werden, sagte er vor dem Auftakt des Verbandstages 2025 am Samstag in Kassel dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bislang sei eine solche Null-Toleranz-Politik im Sportbereich noch immer nicht selbstverständlich.

„Gerade bei erfolgreichen Persönlichkeiten sucht das Umfeld immer wieder nach Möglichkeiten, sie doch weitermachen zu lassen“, sagte Profit, der im Frühjahr an die Verbandsspitze gewählt worden war. „Da wird dann gesagt, es habe ja einen Täter-Opfer-Ausgleich statt Verurteilung gegeben, oder die Strafe sei verbüßt.“ Die Erfahrungen anderer Institutionen bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen habe gezeigt, dass dort, wo es keine sehr klare Regelung gebe, das Vertrauen der Bevölkerung „vollkommen erodiert“ sei. „Das kann auch dem organisierten Sport passieren“, sagte der frühere rheinland-pfälzische Familienstaatssekretär, der im Ehrenamt seit vielen Jahren südlich von Mainz den Betreiberverein eines Freibads leitet.

Der DSV war nach einer ARD-Dokumentation über den Wasserspringer Jan Hempel erstmals in größerem Umfang Missbrauchsfällen im Schwimmsport nachgegangen. Auf den Aufruf einer unabhängigen Aufarbeitungskommission hin hätten sich einige weitere Betroffene gemeldet. Der Abschlussbericht der Kommission sei für den Schwimmsport eine Zäsur, räumte Profit ein: „Das sind wenige Fälle, aber es sind entsetzliche Fälle.“ Einige der Betroffenen hätten sich bereits in der Vergangenheit ein Herz gefasst und sich gegenüber Vereinsleitungen mitgeteilt. Ihnen sei aber manchmal nicht geglaubt worden, und es habe auch nicht immer Maßnahmen zur Aufklärung gegeben.

„Die Kommission hat empfohlen, dass der Schwimmsport stärker teamorientiert arbeitet, dass also nicht Situationen entstehen, bei denen eine Person alleine jahrelang für das gesamte Training eines einzelnen Athleten oder einer Athletin zuständig ist“, berichtete Profit. Sein Eindruck sei, dass dies zumindest in den Bundesstützpunkten bereits umgesetzt werde. „Was jetzt noch folgen muss, etwa ein Leitbild für eine ‘Hinschaukultur’, muss aus dem Schwimmsport heraus erarbeitet werden“, sagte der DSV-Präsident.

Ein weiteres Thema, das den Schwimmsport beschäftigt, ist der schlechte Zustand vieler Schwimmbäder. Vielerorts können Schulen nicht mehr flächendeckend Schwimmsport anbieten. „Wir sind sehr besorgt, weil wir sehen, dass seit Jahren die Schwimmfähigkeit der Bevölkerung zurückgeht, und zwar in einem erschreckenden Maße“, sagte Profit. „Wir erleben teilweise Drittklässler, die anfangen zu schreien, wenn man sie unter die Dusche stellt, weil sie nicht an Wasser über dem Kopf gewöhnt sind.“

Der DSV habe deshalb gefordert, dass die Unterhaltung von Schwimmbädern im Rahmen regionaler Bedarfspläne zur Pflichtaufgabe der Kommunen werden sollte: „Die Rechnungshöfe könnten dann in ihren Prüfberichten nicht mehr schreiben, das, was die Kommunen anbieten, sei ein Luxus.“ Zentrale Wettkampfbäder könnten von den Ländern betrieben werden, beispielsweise in Zusammenarbeit mit einer Universität.