Für das Assad-Regime kam die Offensive islamistischer Kämpfer offenbar überraschend. Die Rebellen kontrollieren inzwischen die zweitgrößte Stadt des Landes, Aleppo. Für die Bewohner geht der Alptraum des Krieges weiter.
In Syrien sind islamistische Dschihadisten offenbar weiter auf dem Vormarsch. Laut Medienberichten vom Wochenende gerät das Regime von Baschar al-Assad immer weiter unter Druck. Demnach kontrollieren die Aufständischen unter der Führung der Organisation Haiat Tahrir al-Scham inzwischen nicht nur die nordsyrische Metropole Aleppo sondern sind dabei, weitere Geländegewinne zu machen. Russische Kampfflugzeuge griffen den Angaben zufolge die Rebellen aus der Luft an. Russland ist ein Verbündeter der syrischen Regierung. Seit 2011 ringen verschieden Gruppen mit dem Assad-Regime um die Vorherrschaft im Land.
Papst Franziskus rief am Sonntagmittag zum Gebet für Syrien auf, “wo der Krieg leider wieder aufgeflammt ist und viele Opfer gefordert hat”. In Aleppo selbst fürchtet die Bevölkerung laut Kathpress eine weitere Eskalation. Die österreichische Presseagentur zitiert den Arzt und Mitbegründer des syrischen Hilfswerks “Blaue Maristen”, Nabil Antaki, mit den Worten: “Wenn die syrische Regierung Truppen zur Befreiung Aleppos schickt, werden die Straßenkämpfe und Bombenangriffe ein Blutbad anrichten. Wenn nichts unternommen wird, werden wir unter dem Joch der Dschihadisten bleiben. Es wird nicht besser werden.”
Die dschihadistischen Kräfte bestehen Augenzeugenberichten zufolge hauptsächlich aus Saudis, Tschetschenen, Pakistanern und russischen Muslimen. Bislang seien keine Übergriffe gegen Zivilisten, auch nicht gegen Christen, bekannt.
Stattdessen suchten die Milizen gezielt nach Angehörigen des syrischen Militärs, der Geheimdienste, aber auch nach versprengten Hisbollah-Kämpfern. Eine gemeinsame Kommandostruktur lasse sich in Aleppo nicht erkennen. Die Lage bleibe unübersichtlich, die Lebensbedingungen verschlechterten sich immer mehr.
Normalerweise sei der Strom rationiert und werde oft abgestellt, so Kathpress. Dann könne man über Generatoren Strom beziehen. Doch diese seien aufgrund einer derzeit geltenden Ausgangssperre nicht erreichbar. Benzin gebe es auch so gut wie keines. Die Menschen hätten keine Möglichkeiten mehr, ihre Wohnungen zu heizen. Nachts würden die Temperaturen auf null Grad sinken.
Unterdessen teilte der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo, Butros Kassis, am Samstag über das Portal SyriacPress mit, dass er und weitere Geistliche in der Stadt bleiben wollten. Der maronitische Erzbischof von Aleppo, Joseph Tobji, sagte am Sonntag dem vatikanische Missionsnachrichtendienst Fides, dass die Lage derzeit ruhig sei. “Aber wir wissen nicht, was passieren wird. Es ist, als ob die ganze Stadt in der Schwebe lebt.”