Er ist unter anderem Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper: Kent Nagano. Der Künstler aus den USA hat japanische Wurzeln – und keine hohe Meinung von seinen Japanisch-Kenntnissen.
Der international erfolgreiche Dirigent Kent Nagano (73) hält seine Japanisch-Kenntnisse für “sehr peinlich”. Der aus den USA stammende Nagano, dessen Familie japanische Wurzeln hat, sagte der “Süddeutschen Zeitung” (Wochenende): “Ich kann mich zwar auf Italienisch, Französisch und Deutsch unterhalten, in jenen Sprachen, auf denen ein Großteil unseres europäischen Opernrepertoires basiert, aber mein Japanisch ist so gut wie nicht vorhanden.”
Der Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und Chefdirigent des Hamburger Philharmonischen Staatsorchesters ergänzte: “Ich spreche es nur auf dem Niveau eines drei- oder vierjährigen Kindes. Weil meine Großmutter kein Englisch konnte und beim Babysitten nur Japanisch mit mir sprach.” Nagano ergänzte, als kleines Kind sei er anscheinend zweisprachig gewesen. “Aber wenn ich diese Kindersprache als Erwachsener in Japan verwenden würde, könnte das sofort für großes Gelächter sorgen. Außerdem unterscheidet sich das heutige Japanisch, wie fast alle Sprachen, stark von dem Japanisch, das die Menschen 1895 sprachen, als meine Großmutter in die Vereinigten Staaten auswanderte.”
Nach der Verantwortung von Künstlern in schwierigen Zeiten gefragt, sagte Nagano: “Ich kann nicht für andere sprechen. Meiner Meinung nach sollten Künstler sich unter allen Umständen in ihrer Kunst bestmöglich auszudrücken. Kriegszeiten sind für die gesamte Menschheit eine zutiefst tragische Erfahrung.” Im Laufe der Geschichte habe sich Musik als treuer Begleiter erwiesen. “Als universelle Kommunikationsform, die Inhalte in vielen Dimensionen ausdrückt und abstrahiert, vermittelt Musik humanistische Werte. Vor allem in Zeiten, in denen uns die Worte fehlen.”
Der Dirigent sprach auch über das Thema Religion: “Meine Mutter war Christin, beeinflusst vom Protestantismus in Japan, was zu meiner Erziehung und intensiven musikalischen Auseinandersetzung in der Kirche führte. Die Familie meines Vaters war jedoch buddhistisch, und wir waren als Kinder auch regelmäßig mit buddhistischen Ritualen konfrontiert. Aufgrund dieser komplexen familiären Einflüsse fühlt sich alles auf mysteriöse Weise vertraut an, wenn ich heute Japan besuche.”