Neustrelitz. „Es lohnt sich, Traditionen umzubilden“, sagt Felicitas Rohde-Schaeper. Sie ist Gemeindepädagogin und Regionalreferentin für die Region Neubrandenburg und Stargard in Ostmecklenburg, beschäftigt sich seit einiger Zeit intensiv mit Segensfeiern und bietet die Feiern auch an. „Segensfeiern wenden sich an konfessionslose Menschen – und sie erfahren einen wachsenden Zuspruch.“
Die Zahlen belegen: Immer weniger junge Menschen lassen sich konfirmieren – vielleicht auch, weil ihnen die Sprache und die Rituale der Kirche zunehmend fremd werden. Dennoch seien auch sie auf der Suche. „Nicht nur Christen, auch konfessionslose Menschen streben nach Sinn im Leben. Lebensthemen wie zum Beispiel Hoffnung, Liebe, Gut und Böse verbinden sie.“ Viele eint das Wissen: „Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als wir sehen können.“ Hier sei die Segensfeier eine einladende Alternative. „In der Segensfeier ist kein Bekenntnis gefragt, sie will nach außen hin keine religiöse Feier sein, ihre innere Symbolik spricht eine andere Sprache.“ Es gebe keinen festen Ablauf, alles könne im Gespräch mit dem oder der Jugendlichen und der Familie besprochen werden. „Es ist wichtig, an ihre Lebenswirklichkeit anzudocken.“
Gemeinsames Angebot
Das Besondere sei zudem, dass diese Feiern eine Kooperation zwischen Kirche, Schule und anderen Akteuren des Gemeinwesens seien. „Sie werden von christlichen Schulen, Freikirchen und übergemeindlichen Kontaktstellen der Kirche evangelisch, katholisch und auch ökumenisch angeboten“, erklärt die 56-Jährige. „Segensfeiern liegen zwischen Kirche und Zivilgesellschaft, sie bilden ein Zwischenglied.“
Das sagen die Jugendlichen
Wichtig sei der Segen. Jemand habe es einmal so formuliert: „Segen kann bedeuten: ‚Gott sagt mir Gutes zu‘“, Gott sei erfahrbar durch das, „was sich manchmal still in mir meldet“. Aufgabe und Herausforderung zugleich sei es dabei für die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, „das Evangelium heute angemessen zu kontextualisieren“.
„Über einen Schulfreund aus der Evangelischen Schule in Neubrandenburg habe ich von der Segensfeier erfahren. Für mich war es eine Alternative zur Konfirmation/Jugendweihe. Die Feierstunde in der Groß Nemerower Kirche war sehr persönlich und wunderschön. Ich bin froh, dass es diese Möglichkeit gibt, so konnte ich Gottes Segen erhalten“, schreibt Luis. Er ist einer von drei Jugendlichen, die Felicitas Rohde-Schaeper im vergangenen Jahr gesegnet hat. Seine Mutter fügt hinzu: „Nochmals vielen Dank für alles. Sie haben Luis seine Feierstunde unvergesslich gemacht.Es war wunderschön, und wir werden dies auf jeden Fall weiter empfehlen.“
Auf Konfessionslose zubewegt
Auch die anderen Rückmeldungen waren sehr positiv. „Die Teilnehmenden baten darum, Segensfeiern verstärkt anzubieten und fest zu installieren“, so die Gemeindepädagogin. Dabei hält sie sowohl eine Segensfeier in der Gruppe als auch eine persönliche Segensfeier in der Familie für möglich und sinnvoll. „Für mich ist es wichtig, dass Kirche sich auf Menschen ohne Konfession zubewegt, dass wir die Bedürfnisse dieser Menschen hören und ernst nehmen.“
Das Zusammensein in der Gruppe, der Austausch unter Gleichaltrigen habe einen hohen Wert und entspreche dem Bedürfnis der Jugendlichen. Gemeinsame Erlebnisse ermöglichen ein intensives Kennenlernen. „Neben religiösen Feiern wie Konfirmation, Firmung, und weltlichen Übergangsfeiern wie Jugendweihe kann mit der Segensfeier für eine Gruppe eine neue freiere Form begangen werden.“
Info
Felicitas Rohde-Schaeper bietet die Segensfeiern in der Propstei Neustrelitz an. Wer Interesse hat, kann ihr schreiben per E-Mail an felicitas.rohde-schaeper@elkm.de.