Der Disput zwischen Luther und Cajetan, Confessio Augustana, Religionsfriede: Es gibt wenige Orte, die eine solch bedeutende reformatorisch-evangelische Geschichte auffahren können wie Augsburg. Vom 30. März bis 3. April trifft sich hier die bayerische evangelische Landessynode zu ihrer Frühjahrstagung. Die Augsburger Dekanin und Synodale Doris Sperber-Hartmann gibt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) einen Kurz-Überblick über das evangelische und diakonische Augsburg.
epd: Frau Sperber-Hartmann, freuen Sie sich auf ein Synoden-Heimspiel in Augsburg?
Doris Sperber-Hartmann: Es freut mich sehr, dass die Synode zu Gast in Augsburg ist. Vor allem, weil man hier die Wurzeln des evangelisch-lutherischen Glaubens, wie wir ihn noch heute kennen, erkunden kann. Der Reformator Martin Luther (1483-1546) war zweimal hier. Sein bekanntester Aufenthalt war wohl der beim Reichstag zu Augsburg 1518, als er vom päpstlichen Gesandten Cajetan verhört und aufgefordert wurde, seine 95 Thesen zu widerrufen. Was er zum Glück nicht getan hat.
Schwaben an sich hat ja eine bedeutende evangelische Geschichte zu bieten. Man schaue nur nach Memmingen, wo in diesem Jahr – im Beisein des Bundespräsidenten – „500 Jahre Zwölf Artikel“ der aufständischen Bauern gefeiert werden, die ja von Reformatoren maßgeblich mitgeschrieben wurden.
epd: Im Jahr 2030 steht in Augsburg das 500. Jubiläum der „Confessio Augustana“ an, also des Augsburger Bekenntnisses…
Sperber-Hartmann: Ja, wir entwickeln bereits erste Ideen für das Jahr 2030. Das anstehende Jubiläum war mit ein Grund, dass wir die Synode eingeladen haben. Die Confessio Augustana ist das zentrale Schriftstück des evangelisch-lutherischen Bekenntnisses. Bis heute tragen lutherische Kirchen in aller Welt das „A.B.“ für „Augsburger Bekenntnis“ im Namen. Augsburg ist daher international vielen Menschen ein Begriff.
In unserem Museum „Lutherstiege“ in der St. Anna Kirche bekommt man einen spannenden Überblick zum Thema Reformation in Augsburg und wichtige Ereignisse wie den Augsburger Religionsfrieden (1555) oder die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (1999).
epd: Schwerpunktthema bei der Synodentagung ist „Diakonie“. Auch da muss sich Augsburg nicht verstecken, oder?
Sperber-Hartmann: Wir haben hier ein großes Diakonisches Werk mit rund 1.000 Mitarbeitenden. Dazu kommen zwei Augsburger Besonderheiten: das diako – das man früher als Diakonissenanstalt kannte -, das sich auf medizinische Themen spezialisiert hat und ein eigenes Krankenhaus unterhält, und das Evangelische Kinder- und Jugendhilfezentrum, das auf die vor 450 Jahren gegründete Evangelische Waisenhausstiftung zurückgeht. Das Stiftungswesen hat in Augsburg eine jahrhundertelange Tradition. Es gab schon früh in der Stadt das Bewusstsein, dass man sich in christlicher Nächstenliebe für Bedürftige einsetzt. (0987/26.03.2025)