Predigttext (in Auszügen)
1 Und die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der Herr gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten? 2 Da sprach die Frau zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; 3 aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet! 4 Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, 5 sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. 6 Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß. 7 Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze. 8 Und sie hörten Gott den Herrn, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes des Herrn zwischen den Bäumen im Garten. 9 Und Gott der Herr rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? (…)
Da hängt er. Leuchtend rot und frisch, ein Tautropfen rinnt an seiner knackigen Schale herunter. Der Apfel! Wunderschön, lecker und zum Greifen nahe. Aber halt! Von dem Baum darf man ja gar nicht essen. Doch schon an der nächsten Ecke wartet die Schlange und sagt zu Eva: „Was soll schon passieren? So ein Apfel in Ehren kann keiner verwehren. Und von diesem Apfel, von dem wird man sogar klug. Greif zu!“ Und Eva nimmt den Apfel.
„Was hat Eva da geritten?“, wird manch einer sagen und den Kopf schütteln. Und Sie wissen ja, wie die Geschichte ausgeht.
Adam und Eva – die beiden, die das mit dem Paradies vergeigt haben. Aber im Grunde geht es ja nicht darum, dass es diesen Adam und diese Eva als Person wirklich so gegeben hat und dass diese beiden Personen daran schuld sind, dass die Welt jetzt so ist, wie sie ist. Die Geschichte von Adam, Eva, der Schlange und dem Apfel – diese Geschichte versucht zu erklären, warum wir in einer Welt leben, in der es Mühsal, Schmerzen und Tod gibt und in der unsere Beziehung zu Gott und zur Natur gebrochen ist. Diese Geschichte wiederholt sich immer wieder bei uns. Und im Prinzip sind wir als Menschheit momentan in einer sehr ähnlichen Lage wie Adam und Eva.
Wie ein praller, roter Apfel hängt es da: ungezügeltes Wirtschaftswachstum, das weitere Verbrennen fossiler Rohstoffe, das immer mehr, immer weiter, immer billiger unserer Wirtschaft, unseres Konsums. Und wir strecken die Hand aus nach diesem knackigen, roten Apfel. Doch Halt! Irgendwie wissen wir, dass das keine guten Folgen haben wird. Dass da irgendwas nicht stimmt. Aber schon an der nächsten Ecke steht (oder liegt) die Schlange und sagt: „Was soll schon passieren? Bis jetzt ist doch immer alles gut gegangen. Die extreme Hitze und der extreme Regen, das geht wieder vorbei. Die Erde erwärmt sich immer weiter, was soll‘s! Der Meeresspiegel steigt, Inseln gehen unter, die Polkappen schmelzen, das werden wir schon gewuppt kriegen. Greif zu!“
Und was meinen Sie, wie diese Geschichte ausgehen wird?
Die Bibel erzählt uns die Geschichte, wie wir das Paradies verloren haben. Wir sind gerade dabei, den Rest der Erde auch zu verlieren. Doch zu Beginn dieser Bibelgeschichte steht etwas ganz anderes: Verantwortung. „Gott nahm den Menschen, setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaue und bewahre“ (Gen 2,15). Gott übergibt dem Menschen Verantwortung für den Garten, in den er ihn setzt. Verantwortung, dass dieser schöne Garten voller Leben, in dem es sich gut leben lässt, erhalten bleibt. Und auch wir haben heute noch eine ähnliche Verantwortung. Das ist nicht irgendeine abstrakte Verantwortung. Es geht um Menschen, die ihr Leben und ihre Heimat verlieren. Es geht um ganze Landstriche, die immer häufiger und stärker unter Dürren, Stürmen und Überschwemmungen leiden – in anderen Regionen der Erde ist das schon viel deutlicher spürbar als bei uns. Es geht schlussendlich auch um unsere eigene Lebensgrundlage.
Die Bibel erzählt uns die Geschichte, wie wir das Paradies verloren haben. Wir sind gerade dabei, den Rest der Erde auch zu verlieren. Zugegeben, das ist vielleicht etwas drastisch ausgedrückt – so schnell ist die Erde ja nicht weg –, aber die Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft sind sich einig: Es besteht allerdringendster Handlungsbedarf, um den Klimawandel und seine Folgen einzudämmen. Wir als Christinnen und Christen sollten unsere Verantwortung für die Schöpfung und unsere Mitmenschen in dieser schwierigen Situation mit allem Ernst wahrnehmen.
