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Die Ökumene und der Teufel im Detail

Katholiken und Protestanten sind trotz aller ökumenischen Mühen weit voneinander entfernt. Die Tücke bei den Bestrebungen um christliche Einheit liegt im Detail, angefangen beim Papst. Ein Kommentar.

Der Vorsitzende des Weltkirchenrats, Heinrich-Bedford-Strohm
Der Vorsitzende des Weltkirchenrats, Heinrich-Bedford-Strohmepd-bild-Archiv / Thomas Lohnes

Martin Luther würde sich im Grabe umdrehen. Oder nicht? Heinrich Bedford-Strohm, als früherer Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgewiesener Protestant, hat in seiner jetzigen Funktion als Vorsitzender des Weltkirchenrats etwas gesagt, das aufmerken lässt: Es erscheine möglich, dass in Zukunft der Papst als eine Art Ehrenoberhaupt für alle christlichen Kirchen auftreten könne, so Bedford-Strohm in der „Herder Korrespondenz“.

Das verblüfft. Klingt aber erst mal nicht schlecht.

Wenn die christlichen Kirchen weltweit plötzlich in wichtigen Fragen mit einer Stimme sprächen – und nicht wie bisher mit gefühlt „siebzigmal siebenmal“, wie es in der Bibel heißt –, dann könnte diese Stimme enorm an Gewicht gewinnen.

Katholisch und evangelisch: Immer noch meilenweit voneinander entfernt

Jedoch, der Teufel steckt im Detail. Gerade in wichtigen Fragen sind katholische und evangelische Kirchen noch immer meilenweit voneinander entfernt, trotz aller Annäherungen. Abendmahl. Rolle der Frauen. Wer darf Priester sein? Wer ist überhaupt „Kirche“? Unfehlbarkeitsdogma. Die Liste ist lang.

Martin Luther hatte sich nicht ohne Grund vom Papst getrennt. Er nannte ihn den „Antichristen“. Würde er das heute auch noch so sehen? Vielleicht schaut er vom Himmel aus zu. Aufmerksam. Besorgt. Gespannt, ob nach 500 Jahren eine Annäherung möglich ist.

Vielleicht würde er die Sache mit dem Antichristen noch mal überdenken, angesichts der vielen Veränderungen seitdem. Und hoffentlich da oben auch ein gutes Wort für uns Christinnen und Christen einlegen.