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Die Kunsthalle Osnabrück wird zum Recyclinghof mit Packstation

Weihnachten und andere Feiern sind auch ein Fest für den Versandhandel. Eine Installation des Künstlers Aram Bartholl fordert in der Kunsthalle Osnabrück auf, Konsumgewohnheiten zu reflektieren.

Gitterboxen mit Elektroschrott gehören zu der Installation „Ihr Paket ist abholbereit“ in der Kunsthalle Osnabrück.
Gitterboxen mit Elektroschrott gehören zu der Installation „Ihr Paket ist abholbereit“ in der Kunsthalle Osnabrück.Lucie Marsmann

Zu ihrem 30-jährigen Bestehen lädt die Kunsthalle Osnabrück mit Ausstellungen und Veranstaltungen bis zum 25. Februar dazu ein, über den eigenen Konsum und Ressourcenverbrauch nachzudenken. Das geht derzeit in der Sonderausstellung „Ihr Paket ist abholbereit“ von Aram Bartholl: Der Berliner Künstler hat den einstigen sakralen Raum in einen Recyclinghof verwandelt.

Wer erstmals die Kunsthalle Osnabrück besucht, staunt nicht schlecht: Die Kunsthalle befindet sich in einem ehemaligen Dominikanerkloster von 1283 – ein beeindruckender Ort mit einem 21 Meter hohen, nur mit Tageslicht ausgeleuchteten gotischen Kirchenschiff, einem Kreuzgang und einem Innenhof. Seit 1803 wird die Kirche nicht mehr religiös genutzt, sondern hat seitdem als Lazarett, Wohnhaus, Kaserne und Lager gedient – und ist seit 30 Jahren Heimat für die Kunsthalle Osnabrück.

Paketabholung in der Ausstellung

Nun stehen überall große Gitterboxen mit Elektroschrott: Ausgediente Handys, Bildschirme, CDs, Festplatten, Laptops, Laufwerke, Netzstecker, Leiterplatinen, Router und Kabel sind in den übereinander gestapelten und prall gefüllten Kisten fein säuberlich getrennt. An der Decke hängen Kronleuchter aus ausgedienten Fernsehern. In einer Ecke ist für die Ausstellung eine 30 Meter lange Paketabholstation aufgebaut worden, wie man sie inzwischen vielerorts zum Beispiel neben Supermärkten findet.

Von anderen knallgelben DHL-Stationen unterscheidet sich die Kunsthallen-Paketstation nur in einem Punkt: An ihrer Front hängt ein naives Landschaftsbild mit gelbem Bilderrahmen. Also keine echte Paketstation, könnte man meinen. Wenn nicht gerade eine Passantin den Raum betreten würde und eine Sendung aus einem der Postfächer entnehmen würde. Mitten im Museum lassen sich Pakete abholen!

„Die meisten Postkunden haben es eilig und gehen schnell rein und raus, um ihr Päckchen zu bringen oder abzuholen. Heute waren es besonders viele, denn es war gerade Black Friday“, sagt die Frau an der Kasse.

Platz für Debatten und Reparaturwerkstatt

An den hohen weißen Wänden fallen riesige QR-Codes in Flammenform ins Auge. Dahinter verstecken sich Informationen zu Themen wie Klimawandel und Umweltschutz. So lässt sich zum Beispiel nachverfolgen, wie sich die Konzentration von Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre über einen langen Zeitraum verändert hat. Auch Warenhandel und Elektroschrott sind Thema: Über einen QR-Code gelangt man auf eine Internetseite, die den Weg von mit GPS-Trackern ausgestatteten Elektrogeräten bis zu ihrer letzten Entsorgungsstation anzeigt.

Um über diese Themen ins Gespräch kommen zu können, stehen mitten im Kirchenschiff Tische und Bürostühle. Einmal im Monat findet hier das offene Plenum von Fridays for Future statt. An bestimmten Tagen kann man defekte Elektrogeräte zur kostenlosen Reparatur vorbeibringen. Zudem treten das Figurentheater, das Morgenland Festival oder die Musik- und Kunstschule Osnabrück unter dem Titel „Bist du bereit?“ mit eigenen Programmen in der Kunsthalle auf.

Die Ausstellung thematisiert so die Warenströme der Gegenwart und kann dazu animieren, über eigene Konsumgewohnheiten und die Redensart „Jeder hat sein Päckchen zu tragen“ nachzudenken.