Die Grundlage des Krippenspiels findet sich im Lukasevangelium. Als einziger Evangelist beschreibt Lukas die Geburt Christi, angefangen bei der Verkündigung an Maria bis hin zum Besuch der Hirten. Die Geschichte der Magier dagegen, die dem Stern bis zum Stall in Bethlehem folgen, stammt aus dem Matthäusevangelium.
Hirtenspiele in Weihnachtsgottesdiensten sind bereits im 11. Jahrhundert in Frankreich bezeugt. Sie entwickelten sich aus dem liturgischen Wechselgesang zwischen Geistlichen und Chor; wenn die Priester zum Altar und zur Krippe zogen, trugen sie Hirten-gewänder. Nach und nach wurden diese kleinen Szenen ausgebaut und auch in den jeweiligen Volkssprachen dargeboten;
die Schauspieler waren dann auch nicht mehr nur Geistliche.
Franz von Assisi inszenierte lebendige Krippe
Von der katholischen Kirche wurde dieser Brauch toleriert, weil die Verkündigung der Menschwerdung Gottes so für Laien leichter zugänglich war und mit innerer Anteilnahme nachvollzogen werden konnte. Einen zusätzlichen Anstoß gab Franz von Assisi, der 1223 im Weihnachtsgottesdienst eine lebendige Krippe inszenierte.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurden die Themen sogar deutlich ausgeweitet: Das Weihnachtsspiel von Benediktbeuern aus dem 13. Jahrhundert zum Beispiel beginnt mit einem Disput der Propheten über die Jungfrauengeburt. Weitere Figuren wurden eingeführt, wie Knechte und Mägde, die das Jesuskind anbeten; zu der breit ausgeweiteten Szene des „Kindleinwiegens“ entstanden Lieder wie das heute noch bekannte „Joseph, lieber Joseph mein“. Als auch klamaukige Elemente wie Prügeleien hinzukamen, wurden die Spiele zeitweise verboten.
Luther lehnte Krippenspiel ab
Martin Luther lehnte das geistliche Spiel ab; in den katholischen Gegenden wie Österreich, Böhmen und Mähren oder auch dem Rheinland wurde die Weihnachtsbotschaft aber weiter szenisch dargestellt, unter anderem mit Stabfiguren oder Puppen. Vor allem der Orden der Jesuiten förderte diese Form der Verkündigung. Auch in evangelischen Gemeinden wurde der Brauch weitergeführt, hier allerdings unter eher pädagogischen Gesichtspunkten und daher meistens von Schülern aufgeführt.
Nationalsozialisten instrumentalisierten Krippenspiel
Die Tradition des Krippenspiels erlebte einen neuen Aufschwung seit den 1920er Jahren. Die Nationalsozialisten instrumentalisierten es für ihre Ideologie; trotzdem wurde es auch in der Nachkriegszeit weiter fortgeführt. Dabei wurden zunehmend aktuelle Themen wie Kriegserfahrungen oder gegenwärtige soziale Konflikte mit einbezogen. Heute ist der Krippenspielgottesdienst am Heiligabend wohl der Gottesdienst mit der größten Reichweite im Jahr. Und wie schon im Mittelalter ist die gespielte Geschichte von Jesu Geburt eine Form der Verkündigung, die viele Menschen unmittelbar anspricht.
