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Die Farben der Trauer

Keine Jobs wie alle anderen: Floristin Anja Busse sorgt für den passenden Blumenschmuck bei Trauerfeiern.

Ein Meer von Blumen: Floristin Anja Busse mag besonders mit Rosen in Pastelltönen arbeiten. „Die changieren so schön."
Ein Meer von Blumen: Floristin Anja Busse mag besonders mit Rosen in Pastelltönen arbeiten. „Die changieren so schön."Sven Kriszio

Schön sehen Blumen immer aus. Aber die passenden für einen bestimmten Menschen und einen besonderen Anlass wie eine Beerdigung zu finden, das ist die Aufgabe von Anja Busse. Die Floristin arbeitet bei „Blumen Nehl“ in Laatzen, zu ihren Aufgaben gehört der Blumenschmuck für Trauerfeiern. „Das schöne an dieser Arbeit ist, dass die Blumen den Angehörigen und Freunden Trost und Hoffnung geben, wenn sie vom Toten Abschied nehmen“, sagt Busse. Blumen seien aber auch ein Dankeschön an den Verstorbenen, sie würden den Abschied erleichtern.

Doch bevor die Blumen ausgesucht und die Kränze gesteckt sind, muss sich die Floristin zuerst auf ihre Kunden einlassen, genau hinhören und nachfragen. „Anders als bei Hochzeiten haben Trauernde oft keine genaue Vorstellung, was zum Verstorbenen und zu seiner Beerdigung passen könnte.“ Dadurch seien ihre Erfahrung und Kreativität besonders gefragt, erklärt Busse, die seit 23 Jahren als Floristin arbeitet.

Zunächst erkundige sie sich, wer verstorben sei, ob Mann oder Frau, erzählt die 42-Jährige. Daran orientiere sich die Farbauswahl. Außerdem frage sie nach der Art der Bestattung. Denn eine Sarg- oder Urnenbestattung ermögliche ganz unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten. „Wir haben mehrere Ordner mit Fotos von Werkstücken, in denen wir gemeinsam blättern können“, beschreibt Busse das weitere Vorgehen. „Da finden wir zum Beispiel ein Gesteck in Herzform, ein Gebinde in Schiffsform und vieles mehr.“ Die Übersicht gebe einen Eindruck von den vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten des Blumenschmucks.

Auch die Jahreszeit beeinflusse den kreativen Prozess. „Ich zeige den Trauernden die Blumen, die in dem Moment blühen.“ Denn das Blumengeschäft bemühe sich, möglichst viele einheimische Blumen zu verarbeiten, betont Busse. So unterstütze man die hiesigen Blumenhändler und vermeide Importe aus entfernten Ländern wie Israel oder China. Das hiesige Angebot sei auch im Herbst vielfältig genug. Derzeit gebe es Dahlien in allen Farben von Gelb bis Lila.

Rosen, Lilien, Nelken und Chrysanthemen

Mitunter seien die Gespräche so intensiv, dass die Floristin selbst den Tränen nahe ist. „Ich habe immer ein Taschentuch dabei, falls ich weinen muss“, erzählt Anja Busse. Es sei tröstlich, von den Angehörigen zu hören, dass der Tod eine Erleichterung für den Betroffenen gewesen sei.

Nach und nach nehme der Blumenschmuck eine Form an, seien die Blumen gewählt. Beliebt seien besonders Chrysanthemen und Nelken, erzählt Busse. „Es gibt sie mittlerweile auch in vielen modernen Farben und sogar zweifarbig.“ Gerne würden auch Lilien für Beerdigungen ausgewählt, weiß Busse. Denn ihr Weiß sei ein Symbol für die Reinheit. Doch wegen ihres intensiven Dufts müsse man vorsichtig sein. „Manche bekommen Kopfschmerzen.“

Gerbera würden sich ebenfalls gut eignen, weil sie großblumig seien. „Ihr Leuchten entfaltet schon von Weitem eine tolle Wirkung.“ Im Frühjahr habe sie auch schon zarte Pflanzen wie Maiglöckchen verwendet. Jetzt im Herbst schmücke sie Gebinde wegen ihrer roten Beeren mit Johanniskraut. „Wichtig ist, dass es in dem Moment schön aussieht.“

Doch wie viele andere Menschen hat auch die Floristin Rosen am liebsten. „Ich mag Pastelltöne gern. Damit kann ich gut arbeiten, weil die so schön changieren“, verrät sie. „Pastellfarbene Rosen gehen immer.“ Denn mit ihren hellen Farben könne man sie schon von Weitem gut sehen. Für Anja Busse ist es deswegen keine Frage, welche Blumen sie sich für ihre eigene Beerdigung wünscht. „Pastellfarbene Rosen.“