Sonntag: Psalm 10
Montag: 3. Mose 19, 31-37
Dienstag: 3. Mose 25, 1-12
Mittwoch: 3. Mose 25, 35-43
Donnerstag: Lukas 18, 31-43
Freitag: Lukas 19, 1-10
Samstag: Lukas 19, 11-27
Geopfert wurde nur im Tempel und an wenigen alten Heiligtümern. Gebetet wurde jedoch im Versammlungshaus, der Knesset oder griechisch Synagoge, und das konnte überall sein. Darum ist das Heiligkeitsgesetz (17-26) immer und überall gültig. „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, Jahwe, euer Gott.“ Heilig bedeutet, dass Gott eine bestimmte Sache oder Person für sich und seinen Plan oder Gebrauch aussondert und daher anderen Zugriffen entzieht. Die Begriffe heilig und absondern gehören also zusammen. Damit heißt heilig oder geheiligt immer auch „frei von Gewalten und Zwängen“. Mit diesem Abgesondertsein folgt etwa für das Volk Israel aber nun gerade nicht die Verachtung des Fremden. Es geht hier nicht nur um eine exklusive, gar geheime Ordnung, sondern um ein allgemeines „Grundgesetz“, in welches ausdrücklich eben nicht nur die Auserwählten, sondern alle einbezogen sind.
Keine Stelle der Bibel redet über den Fremdling positiver und eindringlicher als das Heiligkeitsgesetz. Bei der Ernte soll man bewusst Reste für die Fremden auf dem Felde lassen. Und vor allem: Wenn ein Fremdling bei euch in eurem Lande wohnen wird, dann sollt ihr ihn nicht ausbeuten und unmenschlich behandeln. Er soll bei euch wohnen genau wie ein Einheimischer(!) und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Eine eindringliche Begründung! Mit anderen Worten: Ihr habt die Erfahrung des Fremdseins, der Unfreiheit und Abhängigkeit doch selbst gemacht!
Auch die Einführung eines Halljahres nimmt dieses Motiv auf. Der Jubel (Halleluja) darüber, dass Gott die ganze Erde gehört, zeigt die Vorläufigkeit und Begrenztheit aller menschlichen Ordnungen. Es ist eine in heutigen Augen denkwürdige Agrarordnung, die daraus folgt: Ist ein Bauer durch Finanzkrisen oder Missernten um seinen Besitz gekommen, soll der spätestens im fünfzigsten Jahr wieder an ihn bzw. seine Sippe fallen. Einen irreversiblen Verkauf von Land gibt es also im Prinzip nicht, und auch Vererbung ist Weitergabe von Verantwortung. Denn alles Land gehört letztlich Gott, Menschen sind seine Prokuristen, Pflegebevollmächtigte für die Welt. An dieser Grundvoraussetzung soll kein menschliches Rechtssystem etwas ändern. Aber auch, wer in Schuldknechtschaft gekommen ist, wird nach dem Ablauf des Halljahres wieder frei.
Am Donnerstag wechselt die Bibellese wieder ins Neue Testament und nimmt im Lukasjahr zur Passionszeit den Faden in diesem Evangelium wieder auf.