Das hohepriesterliche Gebet in Kapitel 17 bildet im Johannesevangelium den Abschluss und Höhepunkt der Abschiedsreden Jesu. Der Begriff des Hohen Priesters wäre in einem rein griechischen Umfeld, also etwa in Korinth oder Thessaloniki und erst recht in Rom, nicht verständlich. Er steht auch so nicht im Text, sondern ist nachträgliche, gliedernde Zwischenüberschrift. Aber er trifft natürlich die besondere Nähe des Evangeliums zum Judentum. Selbst die sogenannten „Antijudaismen“ bei Johannes zeigen ja ebenfalls diese starke Verbundenheit mit dem ersten Gottesvolk.
Aber auch als „jüdische Schrift in griechischer Sprache“ ist gerade dieser Text nicht einfach zu lesen. Wie bei einem Streichinstrument schwingen bei den einzelnen Worten und Sätzen immer auch andere Töne mit. Bei dem Wort „verherrlichen“ etwa geht es weniger um Herrschaft, wie das deutsche Wort vermuten lässt, sondern vielmehr um seinen Lichtglanz, die helle Nähe Gottes, die alles Dunkle auflöst und jede Finsternis aufhebt, in der es nicht Licht gibt und zugleich Schatten, sondern in der Gottes sichtbare Gegenwart alles erstrahlen lässt. Die Schöpfung und ihre Geschöpfe stehen nicht nur im Licht, sondern sie erstrahlen selbst.
Im Judentum ist das leuchtende Antlitz Jahwes eine Aussage über seine überwältigende Gegenwart, die durch nichts übertroffen werden kann. Die aber letztlich dem irdischen Menschen verborgen bleibt, die er – wie Elias – nicht sehen kann, ohne Schaden zu nehmen. Darum muss man gerade hier auch die ganz andere Seite der Botschaft sehen: Das Wort ward Fleisch, ist Mensch! (1,4) Auch die Tatsache, dass dieser Text unmittelbar vor dem Passionsgeschehen steht, bei der gerade von Johannes die sehr irdischen Worte „Mich dürstet!“ und das „Es ist geschafft!“ überliefert sind, macht deutlich, dass Jesus nicht eine unnahbare himmlische Lichterscheinung war. Die Verherrlichung hebt die Menschwerdung nicht auf.
Am Donnerstag „springt“ der Leseplan wieder ins Markusevangelium und sein ganz anderes kulturelles Umfeld. In dieser Phase der Passion ist Petrus so etwas wie die Schlüsselfigur. Zwar ist er nicht Veräter wie Judas, der Jesus verlässt, sondern er stolpert bloß in einer ganz banalen Situation über seine Überheblichkeit. Er verleugnet ihn „nur“, aber ein Abgrund tut sich dabei vor ihm und in ihm auf. Er erkennt seine Situation und wird wiederum von Jesus angesehen und angenommen, „erkannt“ im alten biblischen Sinn.
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Woche vom 13. bis 19. März Sonntag: Psalm 102 Montag: Johannes 17,1-8 Dienstag: Johannes 17,9-19 Mittwoch: Johannes17,20-26 Donnerstag: Markus 14,26-31 Freitag: Markus 14,32-42 Samstag: Markus 14,43-52