Sonntag: Psalm 55
Montag: Johannes 18, 12-27
Dienstag: Johannes 18, 28-40
Mittwoch: Johannes 19, 1-5
Donnerstag: Johannes 19, 6-16a
Karfreitag: Johannes 19, 16b-30
Samstag: Johannes 19, 31-42
Verleugnet, verhört, wieder verhört, gefoltert und verspottet – die letzten Stunden Jesu im Johannesevangelium sind eine Tortur: Soldaten schlagen und verspotten ihn, der Hohe Rat will seinen Tod und der Mob stimmt lautstark mit ein. Immer findet sich ein hasserfüllter Mob, eine wütend schreiende Menge, eine blinde Masse; Handlager der Machthungrigen oder aufgepeitscht durch die eigene Wut: Kreuzige! Kreuzige!
Der Hass der Masse richtet sich gegen die vermeintlich Anderen: Der Mob sucht nach Schuldigen, nach Sündenböcken und Opfern. Die Opfer sind austauschbar: die Juden, die Christen, die Muslime, die Hexen, die Ausländer, die Schwulen, die Obdachlosen, die da oben… Wer nicht den Normen der Masse entspricht, wird ausgegrenzt und lebt gefährlich. Und nicht selten stirbt er wie Christus einen gewaltsamen Tod: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn!
Der römische Statthalter Pilatus, dem die Rechtspflege anvertraut ist, versucht zwar Jesus zu retten, resigniert aber vor dem Gezänk der Zungen: Was ist Wahrheit? Was gelten Unschuld und Wahrheit in Zeiten von Krisen und Kriegen, von Verschwörungstheorien und Fake News? Der Hass erzeugt eine Welt aller gegen alle: Wenn sich Petrus auf die Seite Jesu stellt, droht er mit ihm zu sterben. Also verleugnet er ihn und stellt sich gegen Jesus (18,15-27). Wenn Pilatus Jesus rettet, droht ihm der Verlust des kaiserlichen Wohlwollens. Also stellt er sich gegen Jesus und auf die Seite des Mobs und der Mächtigen (19,12-16).
Jesus selbst bleibt im Johannesevangelium eigenartig und übermenschlich souverän, selbst im Leiden. Nach allem, was er durchmachen muss, sind seine letzten Worte nicht Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?, sondern Es ist vollbracht. Jesus findet sogar noch die Kraft, seine Mutter dem Mann anzuvertrauen, den er liebt (19,25-27).
Jesus stirbt am Kreuz. Sein geschundener Leichnam wird von Josef von Arimathäa geborgen, versorgt und begraben. Zunächst scheint alle Hoffnung, nicht jedoch alle Menschlichkeit begraben. Am ersten Tag der neuen Woche kommen Maria von Magdala und auf ihren Bericht hin auch Petrus und der Schüler, den Jesus liebte, an das Grab und sehen das Unbegreifliche: Das Grab ist leer! Qualen und Tod haben nicht das letzte Wort behalten: Da ging auch der andere Jünger hinein, der als Erster zum Grab gekommen war, und sah und glaubte (20,8).