Jüdische und natürlich auch christliche Theologen haben sich lange mit der Frage beschäftigt, wen sich Jesaja und seine Gemeinde damals unter dem Gottesknecht vorgestellt haben. Kyros kommt zumindest später dafür auf keinen Fall infrage. War es möglicherweise der Prophet selbst? Oder ist der Begriff „Gottesknecht“ gar eine Chiffre für das ganze Volk Israel und deutet bereits damals etwas von dessen langen und leidvollen Weg durch die Geschichte an? Für die Rückkehrer aus dem babylonischen Exil lag die Zukunft ja keineswegs rosig offen. Es ist auch nicht ganz sicher, in welcher Weise diese Jesajaworte damals „veröffentlicht“ wurden. Wurden sie vor Zuhörern gesprochen? Wurden sie vorgetragen oder gesungen, von einem Einzelnen oder von einem Chor? Und wie ging man damals und später mit der Schriftform um? Vielleicht müssen sich diese Varianten aber auch gar nicht ausschließen, sondern erschließen alle auf ihre Weise etwas von der Tiefe und Weite dieser prophetischen Verkündigung, die zudem ja in einer Umbruchzeit geschehen ist, vergleichbar den Erschütterungen von Weltkriegen oder auch aktuell durch den Syrienkrieg und die Gewalt, die er ausstrahlt.
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Woche vom 27. Dezember – 2. Januar 1. Sonntag n. Weihnachten: Psalm 118,15-29 Montag: Jesaja 52,13-53,5 Dienstag: Jesaja 53,6-12 Mittwoch: Jesaja 55,1-5 Silvester: Jesaja 55,6-13 Neujahr: Psalm 148 Samstag: Markus 1,1-8