Artikel teilen:

Die Bibel lesen

Woche vom 22. bis 28. August

Sonntag:    Psalm 12
Montag:     2. Könige 24, 1-20
Dienstag:     2. Könige 25, 1-21
Mittwoch:     2. Könige 25, 22-30
Donnerstag:     Esra 1, 1-11
Freitag:     Esra 3, 1-13
Samstag:     Esra 4, 1-24

Das Entsetzen nimmt seinen Lauf. Jerusalem wird eingenommen und zerstört. Wobei aus der Sicht der späteren Verfasser der Königsbücher die Fragen wichtig sind: Was geschah und geschieht mit den „Garantien der Verheißung“, mit denen Gott den Bund bestätigte. Und das waren in den Augen der Israeliten der Tempel und auch das Königtum, denn mit David und Salomo hatte Gott seinen Bund, den er mit Noah nach der Sintflut geschlossen hatte, gewissermaßen erneuert und auf einer neuen Stufe bekräftigt.

Die Zeit des Exils geht in Babylon nach drei Generationen zu Ende. Ohne Schwertstreich ergibt sich Babel den siegreichen persischen Truppen, so dass ein neuer „Star“ einziehen kann: Kyros, stark und klug und mit der Vision einer neuen Weltordnung tritt auf. Er versuchte, die neuen Untertanen dadurch zu gewinnen, dass er ihnen ihr Eigenleben ließ und insbesondere ihre Religion achtete.

Auf derselben Ebene liegt es, wenn er im Jahre 538 vor Christus den Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels anordnete. In Ekbatana (Achmeta) war das, fern in Medien, dem heutigen Iran. Aber der Protokollauszug von dieser in Reichsaramäisch verfassten Entscheidung ist in Esra 6, 3-5 nachzulesen. Dem Verfasser, der das alles in den Chronikbüchern sowie in dem Esra-Nehemia-Buch festgehalten hat, war es angelegen, den ganzen Wiederaufbau im alten Israel als Leistung der geläuterten Kräfte aus der Gola, dem Exil, darzustellen (4,1). Einen ausdrücklichen Rückwanderungsbefehl des Darius hat es aber nicht gegeben. Trotzdem fiel die erste Welle der Rückkehrer nach Israel eher klein aus.

Denn man lebte im Zweistromland durchaus in erträglichen Verhältnissen. Die Heimkehrer kamen damals nach rund 70 Jahren in das Land ihrer Vorfahren zurück. Womöglich konnten sie kaum noch hebräisch, und es hatte sich auch sonst einiges am „Lifestyle“ geändert. Sie kamen heim mit einer großen Hoffnung und fanden einen kleinen Trümmerhaufen, der einmal ein stolzer und erhabener Tempel gewesen war.

Hinzu kamen die Querelen mit den benachbarten Samaritanern, dem ehemaligen Nordreich also, die als „Brudervolk“ auch Ansprüche auf den Tempelbau geltend machten und zwar so fundiert, dass die persische Regierung ihrer offiziellen Eingabe stattgab. Das Ende vom Liede: Der mehr oder weniger energisch angepackte Wiederaufbau des Tempels kam zum Erliegen ehe er richtig begonnen hatte.

Esra nun wurde im Jahre 458 zum Anführer einer zweiten Welle von Rückkehrern und wollte mit neuem Elan den Aufbau vorantreiben. Die Thora sollte wieder höchste Autorität werden. In Jerusalem führte er neben den Resten der Monarchie das Amt des Hohenpriesters ein, der alles daran setzte, dass dem Gesetz praktisch der Rang einer Verfassung gegeben wurde.