Artikel teilen:

Die Bibel lesen

Woche vom 25. bis 31. Oktober Sonntag: Psalm 22, 1-22 Montag: Ijob/ Hiob 19,21-29 Dienstag: Ijob 31,16-40 Mittwoch: Ijob 32,1-22 Donnerstag: Ijob 38,1-21 Freitag: Ijob 40,1-5 Samstag (Reformationstag): Ijob 40, 6-32

Hiob wird durch seine Freunde regelrecht in die Enge getrieben. Sie bestreiten ihm seine Frömmigkeit und werfen ihm Vermessenheit vor.Sie sagen: Der Gottlose muss untergehen! Hiob hingegen bleibt unbeirrbar, geradezu stur in seinem Gottvertrauen und wagt einen Schritt, den man in der traditionellen Frömmigkeit geradezu als frevlerisch angesehen hätte. Er fordert Gott selbst in einer bis dahin unbekannten Offenheit und Leidenschaft zu einem gerechten Gericht und Urteil heraus. Hiob vertraut auf die Rechtfertigung durch Gott.

Die „Elihu-Reden“(Kapitel 32-37) werden nur mit Kapitel 32 aufgenommen. Man sollte sie insgesamt aber überfliegen: Ein Sohn kommt ins Spiel, eine neue, zornige Generation begehrt auf, die endlich heraus will aus dem Dilemma der Alten. Die bisher aufgetretenen Freunde waren ja Gleichaltrige. Hiob wird hart kritisiert, weil er sich für gerecht hält und damit zugleich die Gerechtigkeit Gottes in Frage stellt. Der junge Elihu versteht Gottes Handeln eher als eine göttliche Warnung, ein Exempel für andere. Leid wäre also der vorsorgliche Weg zur Besserung. Gottes Gerechtigkeit hat jedenfalls eine ganz andere Weite, ist übergreifend, so dass man sie nicht durch das Schicksal eines Einzelnen in Zweifel ziehen kann. Elihu lenkt den Blick auf das Schöpfungshandeln Gottes und auf das Geschick der Könige, die als Leitfiguren für ganze Völker stehen. Die Elihutexte münden in der Gewitterrede: Den Allmächtigen erreichen wir nicht, der so groß ist an Kraft und reich an Gerechtigkeit (37, 23). Davor verschwindet der Mensch in seiner Winzigkeit, selbst wenn er weise und klug ist.
Mit dem Kapitel 38 beginnt wieder eine ältere Schicht des Hiobstoffes. Gott fordert seinerseits Hiob zu einem Rechtsstreit heraus. Die Antwort des Allmächtigen besteht allerdings aus lauter Gegenfragen. Es ist die souveräne Zurechtweisung des Geschöpfes durch seinen Schöpfer.
Der weist ihm seinen Rang innerhalb der Schöpfung zu, wie klein er auch und gerade als Mensch in der Vielfalt der Geschöpfe ist. Hiob wird demütig, aber er wird nicht gedemütigt. Denn er begreift sofort: „Ich bin zu gering…“ (40, 4), aber das Besondere an diesen wenigen Zwischenversen ist wohl, dass Hiob überhaupt redet, also auch hier ehrlich standhält. Gott bleibt immer der ganz Andere und für den Menschen oft auch der Dunkle und Erschreckende, aber er verweigert denen, die ihm vertrauen, nicht Rede und Gegenrede und ebnet ihnen schließlich auch den Weg, ihn als Vater zu erleben und im Gebet auch so anzusprechen.