Sonntag: Psalm 135
Montag: 1. Korinther 5, 1-8
Dienstag: 1. Korinther 5, 9-13
Mittwoch: 1. Korinther 6, 1-11
Donnerstag: 1. Korinther 6, 12-20
Freitag: 1. Korinther 7, 1-9
Samstag: 1. Korinther 7, 10-16
Im 5. Kapitel erhalten wir Einblick, wie in der Gemeinde um die Auslegung der Thora gerungen und entschieden wird. Es ist ein Beispiel dafür, dass für Paulus wie für die anderen Menschen der messianischen Gemeinden die Thora uneingeschränkt gilt. Er mahnt: „Habt ihr nicht die Aufgabe, innerhalb der Gemeinde nach der Thora Entscheidungen zu fällen?“ (5,12b) Ausgangspunkt ist, dass ein Mann mit seiner Stiefmutter zusammenlebt. Für Paulus ist das ein massiver Verstoß gegen die Thoravorschrift aus 3. Mose 18,8: „Die Scham der Frau deines Vaters decke nicht auf.“ Paulus wird sehr grundsätzlich. Er stellt den Konflikt in eine Reihe mit anderen Problemen wie Geldgier, Ausbeutung, Verleumdung, Trunksucht und Verehrung anderer Gottheiten (5,10ff. und 6,9ff.). Die Gemeinde entscheidet anders. Sie sieht die Heiligkeit der Gemeinde nicht gefährdet und besteht darauf, dass das Paar weiter zur Gemeinde gehört.
Paulus plagt ein weiteres Problem (6,1). Jemand will einen Rechtsfall vor ein außergemeindliches Gericht bringen – undenkbar für Paulus: Eindringlich fordert er, ausschließlich interne Gerichte zu nutzen, weil deren Rechtsgrundlage die Thora ist und bleibt. Paulus weiß um die ungerechte Rechtsprechung der römischen Gerichte besonders den Armen gegenüber. Viele außerbiblische Berichte aus dieser Zeit bestätigen das: „Wozu nützen die Gesetze, wenn der Mammon nur regiert, wenn der kleine Mann der Straße immer den Prozess verliert? (…) Also ist ein Trödelladen und nichts weiter das Gericht: Wer den Vorsitz hat, dem zahle, sonst kriegst du die Ware nicht“, schreibt etwa der römische Autor Petronias.
Die Gemeinde ist keine Insel der Seligen. Auch hier gibt es Unrecht, Betrug, Raub und Diebstahl, sexuelle Ausbeutung: „Einige von euch hatten diese Ungerechtigkeiten begangen. Dennoch sind sie von euch abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht gemacht im Namen unseres Befreiers Jesus, des Messias, und durch die Geistkraft Gottes.“ (6,11) Manche sind ehemalige Verbrecherinnen und Verbrecher, die in der Gemeinde eine neue Heimat gefunden haben und sich um eine gerechte Lebensweise bemühen (6,11). Sie bekommen eine neue Chance, Versagen soll intern gerichtlich geklärt werden – auf Grundlage der Thora. „Die Thora und der Gott Israels stehen hier für eine weltweite Gerechtigkeit, die innerhalb der römischen Ordnung bereits in kleineren Gemeinschaften gelebt werden kann. Die Perspektive dabei ist, immer mehr Menschen für die Gerechtigkeit zu gewinnen und so für ein Ende der Gewalt und der Mittäterschaft zu arbeiten.“ (Schottroff 93)
• Quelle: Luise Schottroff, Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth, Theologischer Kommentar zum Neuen Testament Band 7, Stuttgart 2013.