Sonntag: Psalm 90
Montag: Jesaja 4, 2-6
Dienstag: Jesaja 5, 1-7
Mittwoch: Jesaja 5, 8-24
Donnerstag: Jesaja 6, 1-13
Freitag: Jesaja 7, 1-9
Samstag: Jesaja 7, 10-17
Die Benutzung der Septuaginta, also jener griechischen Übersetzung des Alten Testamentes, die angeblich von siebzig (septua) Gelehrten um das Jahr 250 vor Christus in Alexandria für die Juden der Diaspora erarbeitet wurde, hatte gravierende Folgen. So steht in der berühmten Immanuel-Weissagung 7,14 nämlich im hebräischen Urtext, dass eine „halama“ schwanger würde, also eine „junge Frau“ und nicht etwa eine „betula“, eine „Jungfrau“. Dennoch hatte die Septuaginta den Begriff mit dem griechischen „parthenos“ übersetzt, das heißt „Jungfrau“, und setzt damit einen anderen Akzent.
Während die jüdische Auslegung bei dieser Verheißung an die Frau des Propheten denkt oder an die Königin, die den damaligen König Hiskia zur Welt gebracht hat, las man diese Worte knapp 800 Jahre später unter Christen sofort messianisch. Nur Jesus, der Messias, der Christus konnte hier gemeint sein! Und Maria wurde später entsprechend als Jungfrau verehrt, so wie das in der Antike etwa auch bei Alexander dem Großen bekannt war. Aber es haben sich in den ersten christlichen Jahrhunderten auch aus solchen Begriffen die Glaubenssätze und einzelne Dogmen gebildet, und die haben dann Maria als „parthenos“ – als Jungfrau – benannt. Die Frage mag erlaubt sein, wie sich wohl die christlichen Dogmen entwickelt hätten, wenn die Väter der Septuaginta diese Jesaja-Stelle anders übersetzt hätten.
Aber genau wie auch wir heute in der Tradition der frühen Christen diese Texte messianisch lesen, das heißt auf Jesus beziehen, so muss man sich doch immer wieder auch klar machen, dass sie zunächst einen Bezug und einen Hintergrund in der Zeit des Jesaja selbst hatten. Einigermaßen genau kann man eingrenzen, dass die Berufung des Propheten wahrscheinlich im Todesjahr des Königs Usia (742 v. Chr.) erfolgt ist, und der Prophet runde vier Jahrzehnte gewirkt hat. Jesaja – so ist zu lesen – war verheiratet und gab seinen Söhnen symbolische Namen, die damals auch einen ganz aktuellen Bezug hatten und auch von den Zuhörern so verstanden wurden.
Die allgemeine politische Situation kann man so charakterisieren, dass Juda zuerst noch vor dem völligen Niedergang bewahrt blieb, anders als das Nordreich Samaria. Ahas, der König in Jerusalem, hatte sich der Weltmacht der Assyrer – ob nun klug oder kurzsichtig – unterworfen und dadurch eine gewisse Selbstständigkeit behalten. Der tönerne Taylor-Zylinder, der die Ereignisse aus der Sicht der assyrischen Sieger in Keilschrift beschreibt, kennzeichnet die Situation nach der Belagerung des Sanherib so: „Wie ein Käfigvogel“ wurde der judäische König in der Hauptstadt gehalten.
Im Mittelpunkt dieser Woche (Kapitel 6) steht die Geschichte von der Berufung des Propheten. Die kann man vergleichen mit anderen Berufungen (2. Mose 3+4, Jeremia 1, Hesekiel 1-3, Amos 7 oder Offenbarung 1).