Die Diakonie Stetten hat bei ihren Feierlichkeiten zum 175-jährigen Bestehen auch an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Man können nicht feiern, „ohne auch an die dunkelste Zeit für die Menschen zu erinnern, die 1940 in Stetten lebten und in Grafeneck umgebracht wurden“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Stetten, Rainer Hinzen, am Samstag.
Diese Ereignisse gehörten zur Geschichte der Diakonie Stetten und ließen sich nicht ungeschehen machen, sagte Hinzen weiter. Die Aufarbeitung der Ereignisse dürfe niemals als beendet deklariert werden, mahnte er. Denn die Missachtung der Würde von Menschen mit Behinderungen dürfe sich niemals wiederholen. „Die Diakonie Stetten hat sich immer wieder mit dieser Geschichte auseinandergesetzt, die eben auch eine Geschichte von Schuld und Scham ist.“
In Grafeneck auf der Schwäbischen Alb begann laut Diakonie-Angaben im Januar 1940 der systematische Mord an Menschen mit Behinderung. Auch 395 Menschen aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Stetten wurden dorthin deportiert und in der Gaskammer umgebracht. Die Anstalt Stetten selbst wurde beschlagnahmt und geschlossen. Der Vorstand der Diakonie Stetten legte am Samstag in Erinnerung an die Opfer einen Gedenkstein in Grafeneck nieder.
„Es ist schön, dass Sie als Diakonie Stetten in Ihrem Jubiläumsjahr das traurige Kapitel Euthanasie nicht ausblenden, sondern gleich zu Beginn aufgreifen“, sagte Markus Mörike, Regionalleiter bei der Samariterstiftung, bei dem Gedenkakt in Grafeneck. Das Thema sei in diesen Tagen wieder sehr präsent. Es sei wichtig, dass auch die Diakonie Stetten bei den derzeitigen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus vertreten sei.
Die Gedenkstätte Grafeneck wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog gegründet. Mehr als 400 Gruppen besuchen pro Jahr die Gedenkstätte. (0207/28.01.2024)