Eine in Unterfranken einmalige und auch bayernweit seltene Einrichtung wird diesen Freitag (17. Oktober) offiziell in Würzburg eingeweiht: Im „Familienhaus“ der Diakonie Würzburg sollen ab November psychisch erkrankte Frauen mit ihren kleinen Kindern leben und dabei pädagogisch und therapeutisch betreut werden, sagte Einrichtungsleiterin Miriam Schneider dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Unser Angebot wird gleichermaßen von der Eingliederungshilfe des Bezirks und der Jugendhilfe der Kommunen finanziert“, erläuterte die Psychologin.
In dem komplett sanierten Gebäude sind elf Einzelappartements untergebracht, acht davon sollen in einem ersten Schritt belegt werden. „Das Projekt ist schon lange in unseren Köpfen“, sagte die Einrichtungsleiterin. Die Finanzierung eines solchen Angebots sei wegen der unterschiedlichen Kostenträger komplex – man habe mit Bezirk und Kommunen eine gewisse Systematik erarbeitet, nach der die Leistungen für die Frauen auf der einen und die für die Kinder auf der anderen Seite abgerechnet werden. Die Diakonie habe für das Haus zudem erhebliche Eigenmittel aufgebracht.
Vormittags werden die Kinder in einer hauseigenen Mini-Kita von Fachkräften betreut, die Frauen können dann in dieser Zeit die Angebote im Haus annehmen und externe Therapien besuchen, sagte die Psychologin. Nachmittags stehe dann die gemeinsame Zeit mit den Kindern auf dem Programm – begleitet und unterstützt von Fachkräften. Ziel des in der Regel auf ein bis zwei Jahre angelegten Aufenthalts sei, „die Bindung zwischen Mutter und Kind zu stärken, die Entwicklung der Kinder engmaschig zu begleiten“ und zugleich die gemeinsame Zukunft der Familie zu klären und zu sichern, erläuterte die Einrichtungsleiterin.
Die Frauen, für die das Angebot infrage komme, hätten bisher keine adäquaten Angebote für ihre Situation gefunden, wenn das Kind bei ihnen aufwachsen soll. „Diese Fälle bereiten den Experten bei den Bezirken und den Jugendämtern regelmäßig Kopfzerbrechen“, sagte Schneider. Um diesen „gordischen Knoten“ zu lösen, habe es letztlich einen Träger wie die Würzburger Diakonie gebraucht, „der die finanziellen Mittel und das Netzwerk hat, ein solches Projekt zu stemmen“. Unterstützt wurde es unter anderem von den BR-Sternstunden und Stiftungen. (3177/14.10.2025)